Geliebtes Bergamo

Ein Jahr sollte ich in Milano verbringen, als Aupair-Mädchen. Doch schon nach 2 Wochen wurde ich von meiner schrecklichen Gastfamilie auf die Straße gesetzt. Zum Glück!! Denn nun stand ich wirklich auf eigenen Beinen. Und bin so nach Bergamo gekommen. Die schönste Stadt, die man sich vorstellen kann. Nicht, weil es endlos viele alte Kirchen, Museen, Touristenmagnete gibt, im Gegenteil - die Sehenswürdigkeiten sind überschaubar. Das eigentlich Schöne, das ist die Stadt selbst!

Ich wohnte direkt an der Funicolare, 10 Minuten Fußweg in die Città Bassa und in die Città Alta. Wenn ich abends im Bett lag, konnte ich die wunderbar beleuchtete Stadtmauer sehen. Vom Fenster der Kinder aus beobachtete ich oft das leicht chaotische, doch überhaupt nicht hektische Leben auf der Straße. Da die Stadt doch relativ klein ist, liefen mir viele Leute immer wieder über den Weg. A propos Weg- direkt vor unserem Haus ging die salita della scaletta entlang, über die man weit weg vom Lärm, im Grünen, in Città Alta kommt. Tatsächlich ist der Anstieg sehr schweißtreibend, nach einem Jahr dann nicht mehr =), doch der Ausblick, der sich von der Mauer aus bot, über die ganze Stadt, bis weit in die Ebene hinein, war der beste Lohn, den man sich für diese Mühe wünschen konnte. Von der mura aus sah man auch die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Straßen der Città Bassa, die ich fast vollständig zu Fuß erkundet habe. Gut geeignet zum Einkaufen ist dort die Via XX settembre, und wenn man genug Zeit hat, dann sollte man einfach mal mutig vom Weg abweichen, und den Charme genießen, sich freuen über kleine, nette Straßen, die man findet, denn von denen gibt es auch in der Città Bassa etliche. Auf diese Weise habe ich mit meiner Freundin die ganze Stadt erkundet und wir haben immer wieder neue Juwele entdeckt. Und wer nachts unterwegs ist, sollte die Nase mal in die Luft halten, und seinem Geruchssinn vertrauen - denn es gibt das Milanis, eine Bäckerei, die bis in die frühen Morgenstunden (wunderbare, einzigartig gute, köstliche!) Leckereien verkauft.

Ich empfehle auch, die Viale Papa Giovanni XXIII entlang in Richtung Città Alta zu fahren, am besten in der Dämmerung, denn dieser Blick, der sich einem da auftut, ist unvergesslich. Versprochen! Die Città Alta selber begeisterte mich stets von Neuem. Egal, ob man nun einfach die Via Gombito (ab Piazza Vecchia Via Colleoni) entlang schlendert und das italienische Flair genießt, ob man tagsüber oder abends sich einfach auf Piazza Vecchia setzt (am besten vor die Bibliothek, da kann man sich auch anlehnen) und Leute beobachtet, ob man in eines der vielen kleinen Cafés geht (sehr gut: Caffè della Funicolare - toller Blick auf die Stadt, vor allem abends schön mit den Lichtern; Papageno Pub - klein, aber sehr nett, und die Bruschetta mit Tonno ist einfach klasse! caffè cittadella - nette Bedienung, sehr leckeres Essen, guter Platz zum Leute-gucken; nicht zu empfehlen: Restaurants auf Piazza Vecchia: zu teuer, bzw. zu unfreundliche Bedienung, da habe ich leider keine guten Erfahrungen gemacht). Da die Universität zum Teil auch in Città Alta ist, gibt es dort auch viele Studenten, das Publikum ist eher jung. Und hübsch! Ich habe wirklich noch nie so viele hübsche Frauen auf so engem Raum gesehn wie in Bergamo, die Männer sind leider alle etwas zu klein für Frauen um die 1,73.

Wer nicht zu hohe Ansprüche stellt an die Übernachtung, dem rate ich, im Ostello (in der Jugendherberge) in Monte Rosso zu schlafen. Dort zahlt man knapp 20 € pro Nacht, mit Frühstück (das ist zwar nicht besonders viel, aber doch ausreichend), und man trifft Leute aus aller Welt. auch die Città Alta sieht man natürlich wieder, diesmal aus einer ganz anderen Perspektive, nachts gar nicht als solche zu erkennen. Ich glaube, die Linie 6 fährt dahin, ab Porta Nuova.

Mehr will ich nun auch nicht dazu schreiben. Wer einmal in Bergamo, mit den Parks, den kleinen verträumten Straßen, den vielen Geheimnissen, die es zu entdecken gilt, war, wird diese Stadt lieben. Man muß hinfahren, und die Stadt wird begeistern. Denn in Bergmao findet man auch noch normale Menschen, nicht nur wie in Milano, wo außer Models und Touristen niemand zu finden ist.

Bergamo - ti amo.