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Fußball WM: Achim Achilles und seine Vorurteile über Italien

Von Ralf

Derzeit läuft ja die Fußball WM 2006 in Deutschland, bei der sich Italien am Montag durch ein 1:0 gegen Australien für das Viertelfinale gegen die Ukraine qualifizieren konnte. Im Rampenlicht stand wieder einmal der Schiedsrichter, der in der ersten Halbzeit Marco Materazzi die rote Karte zeigte und in der 95. Minute einen Elfmeter für Italien pfiff.

Die rote Karte war eine überharte Entscheidung, Gelb wäre sicher ausreichend gewesen. Als ausgleichende Ungerechtigkeit wurde dann in der 5. Minute der Nachspielzeit, 10 Sekunden vor Abpfiff ein außerst zweifelhafter Elfmeter für Italien gegeben. Der gefoulte Fabio Grosso wurde daraufhin von seinen Mannschaftskollegen wie ein Torschütze gefeiert. Dies war sicherlich im Sinne des Fairplay gegenüber den tapfer kämpfenden Australiern keine nette Geste. Den fälligen Strafstoss verwandelte Totti souverän.

Dieses Spiel wurde von dem Läuferkolumnist Achim Achilles bei Spiegel Online in seiner WM Kolumne aufgegriffen und "humoristisch" verarbeitet. Der Text wurde mittlerweile bei Spiegel Online entfernt, ist aber noch an anderer Stelle nachzulesen. Die geballte Ladung an Vorurteilen gegenüber Italienern war nicht wirklich witzig, sondern einfach nur platt. Sie hatte in etwa das Niveau der britischen Boulevardpresse, wenn diese im Zusammenhang mit dem deutschen Fußball über Panzer und Blitzkrieg schreiben. Es wurden im Prinzip alle Klischees bedient, vom faulen Italiener, der unter der Fuchtel seiner "mamma" stehe, am Strand herumstolziere wie ein Gockel und beim Fußball kein Fairplay kenne. Die größte Entgleisung war aber der Satz: "Der italienische Mann, nennen wir in Luigi Forello, ist eine parasitäre Lebensform". Im Finale seines Textes schreibt Achilles auch noch, dass die italienische Mannschaft gegen Deutschland in einem möglichen Halbfinale keine Chance haben würde.

In den deutschen Blogs und natürlich auch in den italienischen Medien wurde dieses Thema in Windeseile aufgenommen und der Text wurde natürlich auch ins Italienische übersetzt. Unter anderem berichteten La Repubblica und Corriere della Sera darüber. Dort ist übrigens auch ein Screenshot des zwischenzeitlich korrigierten Textes zu finden. Auch wenn noch gar nicht feststeht, ob Italien und Deutschland im Halbfinale aufeinander treffen, ist die Stimmung auf italienischer Seite dadurch natürlich ein wenig angeheizt.

Spiegel Online sah sich nun genötigt, den ursprünglichen Text von ihrer Website zu entfernen und sich für die verbale Entgleisung zu entschuldigen. Diese Entschuldigung wurde auch mittlerweile von "La Repubblica" aufgegriffen. Leider ist mein italienisch so schlecht, dass ich nicht genau weiß, was dort im einzelnen geschrieben worden ist und wie die italienische Presse das Thema insgesamt sieht.

Das Ganze erinnert mich ein wenig an die verbalen Entgleisungen vom ehemaligen italienischen Staatssekretär für Tourismus, Stefano Stefani, der im Sommer 2003 die deutschen Urlauber als "einförmige, supernationalistische Blonde" beschimpfte, welche "besoffen von aufgeblasener Selbstgewissheit" seien und über die italienischen Strände herfallen würden. Aufgrund dieser "Affäre" sagte der damalige Kanzler Schröder sogar seinen Italien Urlaub ab.

Ich hoffe, dass diese kleine "Skandal" keine weiteren Kreise zieht und dass dadurch das mögliche Halbfinale zwischen Deutschland und Italien nicht unnötig vergiftet wird. Auch wenn mancher das lesenswert fand oder als Satire deklarierte, gab es auch kritische Worte dazu. Die Meinung von Achim Achilles spiegelt (welch schönes Wortspiel) sicherlich nicht die allgemeine Meinung der Deutschen über die Italiener wider.

Geschrieben 29.06.2006, Geändert 29.06.2006, 4002 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

pingback vom 10.07.2006 11:40:08

WM-Blogger » Blog Archiv » Italien ist Weltmeister


pingback vom 06.07.2006 10:10:22

Italien Blog » Blog Archiv » Fußball WM: Italien steht im Finale


Kommentar von anja3 vom 06.07.2006 00:08:47

Achilles Artikel ist unverzeilich. Eine Entschuldigung des Spiegels ist noch zu wenig. So ein Artikel hätte in Hitlers Stürmer stehen können. Und es ist nicht alleine der Gebrauch von Worten wie Parasit und Wirtstier und Atributen wie tückisch, die der Nazi-Sprache entlehnt sind. Die gesamte degradierende Darstellung entspricht der Darstellung der Nazis von Juden als Untermenschen. Es macht mich krank so etwas heute lesen zu müssen. In einem Magazin wie dem Spiegel, der ursprünglich mal der Linken zuzurechnen war. Aber vielleicht folgt der Spiegel ja dem Weg Horst Malers. Ich hoffe nicht.


Kommentar von Francesca vom 01.07.2006 17:22:22

Ich hoffe auch, dass die allgemeine Meinung der Deutschen über die Italiener anders ist. Ich, wie viele Leser der Zeitung "La Repubblica", halte den ehemaligen italienischen Staatssekretär für Tourismus fuer den Lehrer vom Achim Achilles.