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Im Land wo die Zitronen blühen

Von rogaia

„Mami, Papi, kommt schnell!“ Was um Himmelswillen ist denn los, so früh am Morgen? „Kommt! Schnell! Steht endlich auf!“ Irgendjemand zieht an meiner Bettdecke. Ich taste schlaftrunken nach meiner Brille und sehe dann, zuerst noch etwas verschwommen, unsere Töchter heftig gestikulierend vor unserem Bett stehen. „Schnee! Es hat geschneit!“ jubiliert Amira unsere größere Tochter „Alles gaaanz weiß“ ergänzt die kleine Aurora.
„Wir wollen rausgehen! Wir wollen rausgehen!“ quäken beide.
Wir rappeln uns auf und schauen aus dem Fenster. Tatsächlich. Alles schneebedeckt. Die Sonne lässt die Hügel in flirrendem Weiß erstrahlen, die Olivenbäume werfen lange Schatten auf den Schnee. Gegen Sonnenaufgang erheben sich atemberaubend die Berge des Apennin. Blendend weiß auch sie. Ganz klar, als stünden sie vor unserer Haustür. Auf der anderen Seite strebt der Monte Amiata gen Himmel, ein erloschener Vulkan, der höchste Berg der Toskana. Von hier sieht er aus wie eine italienische Version des Fujiyama, auch er heute überscharf gezeichnet und auf seltsame Weise nähergerückt.
Unsere Töchter sind, noch im Schlafanzug, hinaus in den Schnee. Wir holen sie mit sanfter Gewalt wieder zurück. Erst mal warm anziehen!
Beim Frühstück sind sie kaum zu halten, rutschen noch unruhiger auf ihren Stühlen als sonst und kriegen kaum einen Bissen hinunter.
Endlich ist es soweit! Sie stürmen hinaus, kugeln sich im Schnee, - ein seltenes Erlebnis hier -und versuchen dann einen Schneemann zu bauen. Daraus werden allerdings nur einige Schneezwerge. Der Schnee ist pulvrig, zu trocken und hält nicht richtig. Es dauert einige Zeit bis die beiden das einsehen.
Mittlerweile habe ich im Stall einen alten Schlitten ausgegraben und notdürftig abgestaubt. Zwischen den alten Olivenbäumen dicht am Haus ist es noch zu flach. Der Schlitten läuft nur wenn er gezogen wird. Das heißt, ich ziehe und die „ragazze“ sitzen darauf und feuern mich an. „Schneller, Papi!“. Dann wird der Hang steiler. Aurora wird es etwas mulmig. Sie muß sich das erst mal in Ruhe anschauen. Also fahre ich zusammen mit Amira. Einmal kurz anschieben und schon geht’s dahin. Amira ist begeistert. Beim nächsten Mal will sie unbedingt alleine fahren. Das bedeutet allerdings auch, den Schlitten allein wieder hochzuziehen, was ihr dann doch nicht so viel Spaß macht.
Inzwischen ist auch Annette zu uns gestoßen und die nächste Stunde jagen wir in wechselnden Besetzungen den Hang hinunter, johlen, kichern, fallen vom Schlitten, purzeln durch den Schnee...
Am Ende sind alle patschnass und durchgefroren. Jetzt schnell zurück zum Haus! Vor dem Ofen gibt es dann Glühwein, heiße Schokolade und geröstete Maroni.
Vor dem Haus hat inzwischen die Mittagssonne denn größten Teil des Schnees weggeschmolzen. Die Kletterrosen haben ihre Sahnehäubchen verloren und leuchten wieder in frischem Rot..
Wir aber freuen uns schon auf den nächsten verschneiten Tag im „Land wo die Zitronen blühen“.

Geschrieben 13.01.2010, Geändert 15.01.2010, 2180 x gelesen.

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