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Am Monte Baldo

Von Teramo

Caprino Veronese steht für das interessante Hochland über dem Gardasee einerseits und dem Etschtal im Osten andererseits. Dem Städtchen nähern wir uns von Süden, von Affi. Wir erkennen den Hauptplatz wieder, über den wir vor fast zwei Jahren nach Ferrara di Monte Baldo gefahren waren, damals unbeachtet, hatten wir doch ein klares Ziel. Aber diesmal haben wir nur eine Vorstellung. Wir müssen noch einen Supermarkt finden, um noch Abendbrot kaufen zu können. Und den finden wir unweit des Marktplatzes. Ein Migros, erstaunlich, und bei einigen Produkten sensationell billig. Birgit kauft den gesamten Bestand an Segafreddo weg.

Anschließend schlenkern wir noch etwas durch das Städtchen. Nicht für Touristen, ein morbider Palazzo als Rathaus, davor eine ungepflegte parkähnliche Anlage. Nein, in diesem Ort lebt man, hier ist nichts zum Vorzeigen. Aber uns gefällt der Ort und wir werden mal an einem Samstag wiederkommen, wenn hier Wochenmarkt ist.

Aber warum mache ich mir die Mühe, von Caprino Veronese zu berichten? So liebenswert der Marktplatz ist, eine Bühne für die Region, so interessant sind die weiteren Ortsteile dieser politischen Gemeinde: Vilmezzano hat einen mittelalterlichen Ortskern, so sollen auch noch andere Dörfer aussehen, die mittlerweile eingemeindet sind. So auch Spiazzi, unser nächstes Ziel. Obwohl es schon recht spät ist, beschließen wir, noch den Wallfahrtsort Madonna della Corona zu besuchen. Und deswegen müssen wir noch bergan. Von Höhenmeter 250 in Caprino quälen wir unseren VW-Bus auf Höhenmeter 860, zu Fuß wären das 3 Stunden, im Fahrzeug gerade mal 20 Minuten. Wir parken gegen 17.30 Uhr unser Fahrzeug direkt am Einstieg zum Wanderweg nach Madonna.

Nun ein paar Bemerkungen zu diesem Wallfahrtsort: Wir sind in 15 Minuten Abstieg auf einem bequemen asphaltierten Weg an diesem seltsamen Heiligtum, deswegen kann ich mir die genauere Beschreibung dieses Abstieges ersparen. Jeder findet dahin! Der Platz dieser außergewöhnlich gelegenen Wallfahrtskirche soll bereits seit 900 Jahren christlich genutzt worden sein. Zuerst Einsiedelei, dann dem Kloster San Zeno in Verona zugehörig. In der Mitte des 15. Jahrhunderts soll es in den Besitz des Malteserordens übergegangen sein. Und dann begannen die Wunder, spassig immer wieder zu lesen. So wie in Loreto das Haus von Marias Geburt gelandet sein soll, so soll die Maria mit der Krone, die zuvor auf Rhodos in einer Kirche war, nach einem Flug übers Meer hier gelandet sein. Und schon wird hier eine kleine Kirche errichtet. Bereits 50 Jahre später wird dieser außergewöhnlich Platz als Wallfahrtsort in Quellen erwähnt, einige Umbauten, bis im Jahre 1978 die neue Kirche gebaut und wenige Jahre später vom Vatikan zur "Basilica Minore" erklärt wird.

Wir sind zu einer interessanten Uhrzeit dort. Kein Mensch, kein Mönch, keine Schwester. Es ist auf dem Übergang von Tag zur Nacht. Wie wir in der Kirche sind, die ja nur wenige Fenster hat, erkennen wir noch genug ohne künstliches Licht. So auch später in den diversen Kapellen und sonstigen Gebetsräumen. Die gesamte Anlage ist seltsam, nicht so bekannt, wie ich ansonsten Wallfahrtsorte kenne. Birgit empfindet sogar unseren Aufenthalt unheimlich, sie ist eher negativ berührt. So eine Empfindung habe ich nicht, ich bin eher befangen von diesem Archaischen. Interessant der Blick nach unten auf die Autobahn, auf dieses Tal, aus dem der Pilgerweg von Brentino sich nach oben schlängelt. Ich sehe eher die verbohrten Gläubigen, die die Stufen hochrutschen, die Frauen mit unrealistischen Hoffnung über die Gesundung ihrer Kinder, die übergeilen Pfarrer, denen die Gesundheit der Gläubigen nachrangig ist gegenüber deren Konstitution. Ich möchte nicht wissen, wie viel Leiden im Namen der Wallfahrt hier hat die Jahrhunderte erlitten werden müssen. Vielleicht merkte das Birgit, wir haben darüber nicht geredet.

Der anschließende Aufstieg zurück nach Spiazzi ist interessant, wir nutzen einen großen Teil des eindrucksvollen Kreuzweges! Im Dunkeln fahren wir wieder zurück nach Caprino, darüber hinaus nach Costermano und zu unseren überaus guten Nachtstellplatz, der nicht zu veröffentlichen ist!

Geschrieben 22.03.2003, Geändert 22.03.2003, 2340 x gelesen.

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