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Renaissance der Straßenbahn

Von awo

Florenz baut wieder eine Straßenbahn.

Die Linie 1 soll 2009 in Betrieb genommen werden. Sie ist 7,5 km lang und führt vom Bahnhof SMN in die Nachbarstadt Scandicci, die auf der anderen Seite des Arno im Südwesten liegt. Dafür wurde in Höhe der Piazza di Vittorio Veneto eine Straßenbahnbrücke über den Arno gebaut.

Die Linie 2 und die Linie 3 sollen innerhalb kurzer Zeit folgen. Das Streckennetz wird dann 20 km umfassen und langfristig noch einmal um 15 km erweitert werden. Die zentrale Umsteigestation zwischen allen drei Linien wird dann vor dem Bahnhof SMN liegen. Die Gleise werden gerade verlegt.

Es soll derselbe Straßenbahn-Typ zum Einsatz kommen wie in Athen (siehe meinen Artikel auf www.in-greece.de). Er fährt auch in Neapel und Mailand und bald auch in Sassari und Bergamo. Er ist technisch dafür ausgestattet, im historischen Zentrum von Florenz von Oberleitungs- auf Batteriebetrieb umzustellen, weil hier auf eine Oberleitung verzichtet werden soll.

Mit der Linie 2 wird es dann möglich sein, vom Florentiner Flughafen in Peretola in das historische Zentrum zu fahren. Zurzeit ist man hier noch auf Busse angewiesen, die aber nur bis zum Busbahnhof SITA in der Nähe des Bahnhofes SMN verkehren (Kostenpunkt: 4,50 € pro Fahrkarte).

Die Renaissance der Strassenbahn erfolgt ein halbes Jahrhundert nach der letzten Fahrt der alten Tram (italienisch tranvai, während die neue als tramvia bezeichnet wird). Diese hat am 20. Januar 1958 auf der Linie 17 stattgefunden. Florenz hatte 1890 als erste Stadt in Italien eine "Elektrische" in Betrieb genommen, aber bereits 1913 wurde die erste Autobus-Linie eröffnet. Außerdem gab es Oberleitungsbusse (O-Busse, ital. filobus).

1958 wurde dann komplett auf Busverkehr umgestellt. Die Schienen wurden entfernt und die Strassen wurden vermeintlich für die Autos frei. Die Verstopfung der Stadt und die Umweltdiskussion führten in dieser Hinsicht zu einem Umdenken. In einem Referendum 1988 sprachen sich die Florentiner mehrheitlich für die Rückkehr der Straßenbahn aus.

Dennoch ist die Tramvia nicht unumstritten. Das beweist ein Blick auf das Diskussionsforum auf der Seite www.tramvia.fi.it oder in die örtliche Tageszeitung Il Nazione.

In der Stadt sollen rund 50 Bürgervereine (Comitati) aktiv sein, einige von ihnen auch kritisch gegen die Tramvia, jedenfalls "nicht vor meiner Tür". Die Bürgervereine werden als eine Florentiner Eigenart beschrieben. Wie etwas ironisch behauptet wird, wird sogleich ein Bürgerverein gegründet, wenn auch nur eine Sitzbank aufgestellt werden soll. Und dieser Bürgerverein wird sich binnen kurzem in zwei Parteien aufteilen, die sich gegenseitig kritisieren. Das soll Tradition haben in einer Stadt, in der sich dereinst bereits die Ghibellinen und Guelfen erbittert gegenseitig bekämpften.

Informationen über das Straßenbahnprojekt gibt es, leider nur auf italienisch, auf der Seite: www.tramvia.fi.it.

Geschrieben 19.01.2008, Geändert 20.01.2008, 4123 x gelesen.

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