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Auf den Spuren österreichischer Geschichte in Italien

Von mosaik

Welche Situation herrschte im 18. Jahrhundert in Italien, zum Zeitpunkt des Erscheinens der Österreicher? Italien hatte gerade seine führende Stellung innerhalb der europäischen Kultur im Zeitalter des Barock und der Aufklärung an Frankreich verloren. Venedig, die starke See- und Handelsmacht, konnte seine Besitzungen im östlichen Mittelmeer (Zypern, Kreta) nicht gegen die Türken behaupten. Die zukunftsreichste Entwicklung nahm noch das Herzogtum Savoyen-Piemont, das 1713 die Insel Sizilien mit der Königskrone erhielt (1720 gegen das österreichische Sardinien eingetauscht) und somit den Grundstein zum späteren Aufstieg Italiens bekam.

Als Folge des Spanischen Erbfolgekrieges fielen dann also 1713 die Lombardei, Neapel und Sardinien an Österreich. Zugleich kam auch das Herzogtum Mantua an Österreich durch das Aussterben der dort herrschenden Familie Gonzaga. Allerdings musste Österreich 1735 das Königreich Neapel-Sizilien einer Nebenlinie der spanischen Bourbonen überlassen, ebenso 1731 das Herzogtum Parma-Piacenza.

Doch die Toskana kam 1737 an Franz Stephan von Lothringen (dem späteren Kaiser Franz I. und Gemahl von Maria Theresia) und durch ihn 1765 an seinen Sohn – an Leopold II. (1765 bis 1790, wurde dann österreichischer Kaiser). Sein Sohn Franz II., bereits in Florenz geboren, wurde 1792 noch Römischer Kaiser, bevor er unter dem Druck der nach Italien einströmenden Gedanken der Französischen Revolution 1806 der Toskana entsagte. Allerdings war er bereits seit 1804 Kaiser von Österreich. Übrigens, seine Tochter, Maria Luise, heiratete Napoleon I. und wurde nach seiner Verbannung Herzogin von Parma, wo sie dann auch starb und begraben liegt. Berühmt wurde durch sie der Veilchenduft aus Parma und ihre morganatische Ehe mit dem Grafen Adam Neipperg.

Ein Bruder von Franz II., nämlich Ferdinand III., ebenfalls schon in der Toskana (Florenz) geboren, war von 1790 bis 1801 Großherzog der Toskana. Schon 1801 spürte er die Auswirkungen der Französischen Revolution. Er verließ das Land, obwohl er bei den Toskanern sehr beliebt gewesen war – er nahm nämlich einige Reformen der Französischen Revolution vorweg. Dadurch waren die Toskaner nicht wirklich in Revolutionsstimmung. Ferdinand III. kam für ein paar Jahre nach Salzburg, wo er im sogenannten "Toskanatrakt" der Residenz wohnte (heute Teil der Universität). Von 1802 bis 1805 war er Kurfürst von Salzburg und erhielt schließlich 1814 die Toskana wieder zurück.

Doch zurück nach Italien. Genua verkaufte Korsika 1768 an Frankreich. Während eines halben Jahrhunderts des Friedens unter der Vorherrschaft Österreichs wurden die Lombardei und die Toskana durch Reformen auf allen Gebieten zu europäischen Musterländern. In dieser Zeit erwachte ein neues Nationalbewusstsein in Italien, das als Vorläufer der Freiheits- und Einheitsbewegung des 19. Jahrhunderts gelten kann.

Zwischen 1796 und 1815 fielen alle österreichischen Ländereien in Italien vorübergehend an Napoleon I. Österreich erhielt im Frieden von Campoformido (nahe Udine) 1797 (der allerdings in der 20 km entfernten Villa Manin zustande gekommen war) das Gebiet der zusammengebrochenen Republik Venedig als Entschädigung. Erst 1815 beim Wiener Kongress erhielt Österreich wieder die Lombardei zurück. Auch lehnten sich die habsburgischen Nebenlinien in der Toskana und in Modena (Haus Habsburg-Este) ebenso wie die Bourbonen in Neapel-Sizilien und Parma-Piacenza eng an Österreich.

In den Jahren 1820 und 1830/31 kam es immer wieder zu Unruhen in den von Österreich besetzten Gebieten. Im März 1848 löste dann der Sturz des Außenministers Metternichs die Revolution in der Lombardei aus. Noch im selben Jahr dankte Franz II. zugunsten seines Neffen Franz Joseph ab – es begann die Epoche von Kaiser Franz Joseph. Sein Bruder Erzherzog Maximilian wurde Statthalter in Mailand und Oberbefehlshaber der Marine, die ja in der Adria (Triest, Fiume – heute Rijeka und Dubrovnik) stationiert war. Maximilian war ein Träumer und für alle Anliegen des Volkes zugänglicher Herrscher in Obertitalien. Die Zeitungen von damals brachten oft Artikel über die Teilnahme des Erzherzogs an den Problemen der minderbemittelten Schichten. Er versuchte durch seine liberale Gesinnung den starken Druck der Unabhängigkeitsbewegung in Italien auf seine Art zu lösen. Leider fanden seine Pläne zu einer verfassungsmäßigen Reform in Wien bei seinem Bruder Franz Joseph kein Gehör. Wie überhaupt Kaiser Franz Joseph mit der Art seines Bruders, wie er die Regierungsgeschäfte ausübte nicht zufrieden war. Maximilian begann immer mehr seine eigene Welt aufzubauen: auf dem noch in Bau befindlichen Schloss Miramare bei Triest und auf seinen Weltreisen auf der Fregatte "Novara". Trotz aller Warnungen nahm er den Kaisertitel von Mexiko an, reiste dorthin und wurde im Zuge der dortigen Freiheitsbewegung am Morgen des 19. Juni 1867 erschossen.

Die Österreicher wurden aus Mailand und schließlich auch aus Venezien verdrängt. König Karl Albert von Sardinien stellte sich an die Spitze der nationalen Bewegung. Es begann eine Reihe von Schlachten in Oberitalien: Custoza (südlich von Verona, 25.7.1848), Novara (westlich von Mailand, 23.3.1849). Mit Hilfe von Kaiser Napoleon III. gelang es dem König von Piemont-Sardinien, Viktor Emanuel II. (1849 – 1878) und seinem Minister Cavour, die Österreicher endgültig aus Oberitalien zu vertreiben: 4.6.1859 – die Schlacht bei Magenta und die 24.6.1859 die Schlacht bei Solferino – beide verloren die Österreicher und verloren. Allerdings erhielt Viktor Emanuel dann beim Frieden von Zürich (10.11.1859) nur die Lombardei.

Einige Jahre später versuchte es König Viktor Emanuel abermals mit einem Krieg gegen Österreich – diesmal verlor allerdings Italien die Schlachten bei Custoza (24.6.1866) und zur See bei Lissa (20.7.1866) – doch im Wiener Frieden erhielt es trotzdem Venezien! Österreich blieben noch die Besitzungen im Trentino, Friaul mit Triest und Istrien. Diese Teile musste Österreich erst nach dem 1. Weltkrieg im Frieden zu Saint-Germain (10.9.1919) an Italien abtreten.

Noch heute sprechen die Menschen in der Toskana und der Lombardei in sympathischen Worten über Österreich. Im Friaul wird noch heute jedes Jahr der Geburtstag von Kaiser Franz Joseph gefeiert (August). Und viele Reformen, die noch bis heute ihre Auswirkungen zeigen, wurden unter österreichischer Herrschaft in Oberitalien begonnen!

Copyright Peter Krackowizer Sommer 2001 (Kurzfassung)

Geschrieben 19.08.2001, Geändert 19.08.2001, 650 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von mosaik vom 16.09.2010 14:09:58

Von Töschinger habe ich nur das Buch "Nur Venedig ist ein bissl anders" gelesen, könnte aber nicht behaupten, er beschönige etwas.

Ich denke, dass die Österreicher die Zeit ihrer früheren Herrscher in Italien nicht mehr oder weniger schön reden als es andere Völker aus ihrer Sicht in deren früheren Herrschaftsgebieten machen. Ich möchte hier absichtlich neutral bleiben, weil gerade die Geschichte immer wieder gezeigt hat, dass die Ansichten von heute nicht stimmen müssen. Waren die Tiroler grausame Barbaren in den Augen der Bayern, so liest sich die Geschichte in Tiroler Bücher wieder ganz anders. Darin waren die Bayern die grausamen Unterdrücker.

Was aber in Bezug auf Italien sicher nicht von der Hand zu weisen ist, sind die durchaus positiven Ansätze, die österreichische Machthaber ins Land brachten. So ist nachweisbar, dass die Auswirkungen der französischen Revolution in der Toskana deutlich milder ausfielen, weil die Habsburger Regenten bereits Reformen durchgeführt hatten, die dem Volk mehr Freiheiten gab. Auch Erzherzog Maximilian, Statthalter Kaiser Franz Joseph's für einige Zeit in Oberitalien, hatte zahlreiche Sympathien, da auch er Reformen durchführte. Und genau diese "Weichheit" Maximilians war seinem Bruder Joseph ein Dorn im Auge und er berief ihn als Stadthalter ab. Auch Ulrich Ladurner zeigt durchaus positive Ansätze in seinem Buch "Solferino", was die Sympathie der Italiener für kk Österreich anbelangt.

Abschließend der Hinweis, dass die Südtiroler sicherlich in keiner Weise damit glücklich sind, als Italiener bezeichnet zu werden. Sie waren es niemals und werden es niemals sein. Ich kann aber nicht beurteilen, ob die Italiener ihre "Besetzung" Ur-Österreichischem Territoriums "schön reden"...


Kommentar von Lothar W. Pawliczak vom 16.09.2010 08:46:23

Sehr geehrter Herr Krackowizer, haben Sie als Österreicher eine Erklärung dafür, warum heute noch offenbar von vielen Österreichern das Kolonialregieme Österreichs in Italien des 19. Jahrhumderts arg beschönigend gesehen wird? Ich schlußfolgere dies aus so manchem, von einem Ösetrreicher über Venedig geschriebene Buch. Was man im neuesten Buch von Gerhard Tötschinger (Venedig für Fortgeschrittene. Bon di, Venezia cara. Wien 2009), den ich sonst sehr schätze, da an einigen Stellen liest, ist geradezu entsetzlich.