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Totenkult auf italienischen Friedhöfen

Von Samuel

Immer wieder kann man auf italienischen Friedhöfen beobachten, dass mit den Toten gesprochen wird, die an diesem Ort für ItalienerInnen präsent sind. Diese Sitte machte sich die Polizei in Ercolano bei Neapel zunutze, indem sie zwischen Grabplatten und Blumenschmuck Wanzen versteckte, die die "lamenti" der Hinterbliebenen aufnahmen. Die im Schmerz am Grab vorgetragenen Klagen führten zur Enthüllung und anschließend auch zur Verhaftung eines Stellvertreters Don Raffaele Cutolos, der oberste Chef der Nuova Camorra.

Ihren Festtag erleben die "cimiteri" (Friedhöfe) am 2. November, am Tag der Toten (Giorno dei Morti). Aber schon am Tag der Allerheiligen (Ognissanti) kommen die Angehörigen von überall her, um sich vor den Gräbern zu treffen und Blumensträuße niederzulegen. Die Hauptfarben sind das Gelb und Weiß der Chrysanthemen; Verkaufsstände säumen dann auch die Straßen zu den Friedhöfen, an denen die Blumen angeboten werden. Fast alle Gräber sind außerdem mit einer Porträtfotografie versehgen, die an zur steten Erinnerung an den Toten dient.

Die Toten sind in Italien für Gläubige die Fürsprecher bei Gott, Mittler und Ansprechpartner. Ihre Gräber werden durch intensive Pflege geehrt, wobei druchaus zeitgemäße Elemente Anwendung finden: elektrische Grablampen und Plastikblumen sind mehr die Regel als die Ausnahme. Die Kontinuität des Lebens und der Familie drücken die Italiener mit der Tradtion der Familiengräber aus. Sie entsprechen dem Wunsch des sicheren Wissens um die eigene Zugehörigkeit.

Ein recht eindrückliches Schauspiel kann man nachts in den verlorenen Ebenen der Lombardei und der Emilia Romagna erleben, wo die Friedhöfe mit ihren zahlreichen Grablampen als "Licht in der Dunkelheit" den Weg weisen.

Geschrieben 24.04.2003, Geändert 24.04.2003, 2047 x gelesen.

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