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Quadrilatero d'oro

Von Samuel

Im Quadrilatero d'oro (goldenes Viereck), dem Viertel nördlich des Domplatzes, versammelt sich alles aus der Modewelt, was Rang und Namen hat. Wenn man sich die Preise in den Schaufenster der teuersten Boutiquen anschaut, wird man schnell merken, dass dies nichts für Normalsterbliche ist.

In den letzten Jahren wurde aber auch in Italien und insbesondere in Mailand das Geld immer geringer. Diese neuen Bedürfnisse führten dazu, dass es immer mehr "paninoteche" (Imbissbuden) und last but not least McDonalds-Restaurant gibt. Wie Pilze schossen sie vor etwa 10 Jahren in der Innenstadt aus dem Boden und haben mittlerweile eine immer größer werdende Stammkundschaft.

Allein bei Modefragen steckt der Mailänder seine Bedürfnisse nicht zurück. Denn jeder will schließlich die fast schon legendäre "bella figura" machen. Fare una bella figura heißt auf deutsch übersetzt "eine schöne Figur machen", womit das Auftreten eines Menschen gewertet wird. Dabei zählt aber nicht nur die Handtasche von Gucci und der Rock von Versace sowie der Ferrari dazu, sondern auch das tägliche Miteinander im Büro und zu Hause. Doch das Geld wird immer knapper: Designerkleider kann sich nicht mehr jeder leisten. Doch in Milano weiß man sich da schon zu helfen, indem man beispielsweise am Samstagmorgen auf den Markt im Viale Papignano fährt und sich nach Desingerstücken umsieht, oder frau eine gute Freundin hat, durch die man ein neues Stück organisieren kann. Die neuesten Stücke kann man anschließend in der Galleria, dem Mailänder Salon, zeigen.

Galleria Vittoro Emanuele

"Facciamo due passi in Galleria?" So wird man in Milano auf einen Bummel in der Galleria eingeladen. Unter der Galleria müssen Sie sich eine riesige, mit einer Glas-Eisen-Konstruktion gedeckte Einkaufspassage mit unzähligen Cafés vorstellen. Wenn man sich in die oben genannten Cafés setzt, muss man allerdings mit einer höllischen Rechnung rechnen. Die Mailänder nennen ihre Galleria oft auch einfach "il salotto" (der Salon) oder "il cuore della città" (das Herz der Stadt).

Die Grundsteinlegung fand am 7. März 1865 statt, zwei Jahre später konnte die Galleria unter König Vittorio Emanuele II eingeweiht werden. Bauherr Giuseppe Mengoni (er stürzte sich beim Bau des Triumphbogen vom Gerüst) baute eine beeindruckendes Passagewerk, das den Dom mit dem Opernhaus Scala verbindet: zwei Armen in der Form eines Kreuzes, der eine 196 m lang, der andere 105 m, beide jeweils 14 m breit. Die Kuppel mit dem Kreuungsoktogon ist 47 m hoch.

Heute wird man in der Galleria alle treffen: sei es der Mann, der aussieht, als wäre er eben der "Vogue" entsprungen, oder die Obdachlose, die ihr Hab und Gut in zwei Plastiktüten verstaut hat. Japanische Touristen filmen die Mosaike auf dem Fußboden und Schwarzafrikaner verkaufen Kassetten, während der Mailänder Adel in den sündhaft teuren Cafés ein Getränk zu sich nimmt.

Teatro alla Scala

Auf der Piazza della Scala steht ein Denkmal an den in Mailand tätigen Künstler Leonardo da Vinci mit seinen Lieblingsschülern. Dahinter steht in mit einer nicht gerade prunkvollen Fassade das weltberühmte Opernhaus Teatro alla Scala. Auch wenn man der Scala ihre Bedeutung von außen nicht ablesen kann, ist sie doch mit Namen wie Rossini, Verdi, Donizzetti, Giorgio Strehler und Puccini verbunden.

Das ehemalige Mailänder Theater befand sich früher im Palazzo Reale am Domplatz. Dieses wurde aber durch einen verheerenden Brand 1776 zerstört. Kaiserin Maria Theresia reagierte ausgesprochen schnell für die damalige k. u. k. Monarchie, die die Zeit lieber in Jahren als in Tagen mass, wenn es um die Restaurierung alter Gebäude in Milano ging, und beauftagte die Kirche Santa Maria alla Scala abzureißen. Den Auftrag für den Neubau erhielt der klassizistische Architekt Giuseppe Piermarini. Das Relief im Dachgiebel zeigt den Musengott Apollo mit dem Sonnenwagen. Nach nur 15 Monaten hatten die Mailänder ihre neues Theater und die Premiere konnte im August 1778 mit der Oper “L'Europa riconosciuta“ des Wiener Hofkapellmeisters Antonio Salieri gefeiert werden.

Abgesehen von der Zeit während des Risorgimento, in der von der Bühne der Scala auch revolutionäre Impulse ausgingen, sowie während den Unruhen von 1968 als der Intendant Paolo Grassi die Türen auch für Arbeiter und Studenten öffnete, ist die Scala bis heute eine viel gerühmte Bühne. Während dem Zweiten Weltkrieg wurde das Opernhaus stark beschädigt, jedoch gleich nach dem Krieg wieder aufgebaut.

Um San Fedele

Das Viertel zwischen dem Bezirk hinter dem Dom, San Fedele und der Via Manzoni ist heute vor allem eines: Niemandsland. Wo vor einigen Jahrzehnten noch der Mailänder Adel mit Butler und Chauffeur wohnte, herrscht heute gähnende Leere. In den herrschaftlichen "palazzi" sind heute vor allem Banken und Versicherungen untergebracht. Die mitunter Blaublütigen aber sind ins Umland abgezogen, sie haben ihre Gründe: Am Nachmittag kann man hier die Luft in Scheiben schneiden und das Dauergeräusch ist die Alarmanlage in irgendeinem Auto. In den letzten Jahren ist allerdings der Trend "Zurück in die Innenstadt" bei den Promis bemerkbar geworden, so soll sich Fernsehfrau Michelle Hunziker hinter dem Duomo ein Appartment gekauft haben.

Auf der Piazza San Fedele hinter dem Palazzo Marino steht die gleichnamige, unscheinbare Kirche. Erbaut wurde sie im 16. Jh. ursprünglich für den Adel, deshalb wird sie auch einige an die Madeleine in Paris erinnern, heute ist die Kirche Sitz der Jesuiten. Leider kennen sie die wenigsten Touristen, aber die Schränke in der Sakristei gehören zu den schönsten in der ganzen Stadt. Vor der Kirche steht das Denkmal des Mailänder Autor Alessandro Manzoni, der die Stadt in seinem Werk "I promessi sposi" (Die Verlobten) in all ihren historischen Facetten beschrieb.

Casa degli Omenoni: Auffallen wird Ihnen die etwas spezielle Fassade mit den acht traurig blickenden Atlanten, die den ersten Stock des Gebäudes tragen. Die "omenoni", was im Mailänder Dialekt übrigens "große Männer" heißt, wurden von Bildhauer Leone Leoni gefertigt, der den "palazzo" 1773 für sich selbst entwarf.

Piazza Belgioioso: Die Via degli Omenoni führt direkt auf die stille Piazza Belgioioso, die eigentlich einer der schönsten Plätze in Milano ist. Mit den riesigen Ausmassen von 25 Achsen schiebt sich der Palazzo Belgioioso auf der Nordseite der Piazza in den Vordergrund. Auch dieser Palast fertigte der in Milano überall anzutreffende Architekt Giuseppe Piermarini für die Familie Belgioioso-d'Este. Belgioioso wurde in den Fürstenstand erhoben und daher musste einen größeren Palast hin. Viele meinten aber, dass er es ein wenig übertrieben hätte, vor allem wenn man bedenkt, dass die Innenräume (nicht zugänglich) mit Fresken ausgestattet sind.

Casa di Alessandro Manzoni: Fast bescheiden nimmt am Ende der Piazza das Haus des Nationaldichters Manzoni seinen Platz ein. Manzoni lebte hier von 1814 bis zu seinem Tod am 22. Mai 1843, heute gilt das Wohnhaus als eines der Museen über den großen Romancier. Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich das Arbeitszimmer des Dichters, welches trotz den vielen Büchern sehr bescheiden wirkt. Im ersten Stock befindet sich das Wohn- und Esszimmer, in denen sich Manzoni oft mittags mit anderen Leuten traf, um über Zeiterscheinungen zu diskutieren. Während man im Wohnzimmer zahlreiche Porträts vom großen Bekanntenkreis (dazu gehörte auch Goethe) Manzonis sieht, kann man im ehemaligen Schlafzimmer die ganze Familie des großen Schriftstellers sehen. Das Schlafzimmer ist immer noch so eingerichtet, wie beim Tod Alessandro Manzonis. Abgerundet wird der Einblick in Manzonis Welt durch die zahlreichen persönlichen Utensilien und Erstausgaben seiner Werke. In der zweiten Etage befindet sich eine große Bibliothek, in der man wahrscheinlich alle Publikationen zu Manzoni und seinen Werken findet. Öffnungszeiten/Preise: Di-Fr 9.30-12, 14-16 Uhr. Sa-Mo und an allg. Feiertagen geschlossen. Infos unter Tel. 02 85 46 03 03. Eintritt frei.

Via Montenapoleone und Nebenstraßen

In nicht gerade hübschen Gebäuden wird hier der Luxus aus der Mode- und Desingerwelt ausgestellt. Allerdings: Auch wenn Sie sich keines der Stücke hier leisten können (dies können übrigens die wenigsten) macht das Bummeln entlang der wunderschönen Dekorationen in den Schaufenster so richtig Spaß, insbesondere dann, wenn man einen Promis aus der Musik- oder Fernsehbranche antrifft.

San Babila: Die lebhafte Piazza San Babila wird heute vor allem von Banken und Versicherungen gesäumt. An der Ostseite steht die rötliche Kirche San Babila, in der der große italienische Dichter Alessandro Manzoni getauft wurde. Der Bau aus dem 16. Jh. geht auf einer frühchristliche Kirche aus dem 5. Jh. zurück, die von Bischof Laurentius gegründet wurde.

Caffè Cova: Das absolute Muss, wenn man Milano kennenlernen möchte! Seit 1817 wird hier Süsses mit Tradition verkauft. Höchst wahrscheinlich war es auch Antonio Cova, der den Mailänder Weihnachtskuchen "panettone" erfand (jedenfalls wenn man der Legende keinen Glauben schenkt). Heute ist das Café direkt an der Modemeile ein Treffpunkt für ältere Damen aus der besseren Gesellschaft. Aber auch viele Schicke und Schöne treffen sich hier täglich am späten Nachmittag zum Kaffeetrinken. Via Montenapoleone 8, Tel. 02 76 00 05 78. So geschl.

Geschrieben 22.04.2003, Geändert 22.04.2003, 2617 x gelesen.

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