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Moscufo - ein Kleinod in den Abruzzen

Von raboe

Moscufo ist noch kaum bekannt. Es sei denn, man interessiert sich für Olivenöl oder die Kirchenkunst des frühen Mittelalters.

Die Kirche Santa Maria del Lago

Die Kirche Santa Maria del Lago liegt etwas außerhalb von Moscufo am Friedhof Richtung Pescara, versteckt hinter großen Büschen, und macht auf den ersten Blick keinen interessanten Eindruck. Das täuscht aber, denn die Kirche hat es in sich. Die Grundmauern stammen aus dem 9. Jh. Erwähnt wird die Kirche urkundlich im Jahre 969. Es ist eine sehr kleine romanische Kirche mit einer sehr großen mehrfarbigen Kanzel aus dem Jahre 1156. Sie ist das einzige noch vollständige erhaltene Lesepult aus dieser Zeit und zählt zu den wichtigsten Kunstschätzen der Region, da selbst die Ornamente, die zahlreichen verschieden farbigen Figuren des berühmten Künstlers Nicodemo, noch gut erhalten sind. Die Fresken sind gleich alt, aber leider in Mitleidenschaft gezogen. Das Aussehen der heutigen Kirche stammt von 1733, als sie renoviert wurde.

Die Kirche ist als Hochzeitskirche beliebt. So kann es vorkommen, dass am Samstag eine wunderschöne Hochzeit stattfindet. Gegen 14:00 Uhr ist eine gute Zeit dafür. Die Kirche ist normalerweise abgeschlossen. Den Schlüssel bekam ich ohne Probleme in einem Begegnungshaus, das von Glaubensschwestern geführt wird. Es befindet sich in Richtung Moscufo die erste Straße links, wieder links und dann das erste Haus auf der linken Seite. Eine besondere Hochzeit fand vor fast genau 8 Jahren statt, als ein deutscher, evangelischer Pastor aus Rom zusammen mit einem katholischen Pfarrer aus Pescara die Hochzeitzeremonie auf Deutsch und Italienisch zusammen zelebrierten und die Kirche nicht genug Platz für die Gäste aus Deutschland und Pescara bot.

Olivenöl

Von den Hügeln Moscufos kommt eines der hochwertigsten Olivenöle Italiens. So wird z. B. das Olivenöl aus Moscufo über die Biokette Demeter verkauft. Das Olivenöl mit der Bezeichnung Aprutino-Pescarese ist eines der ersten Öle, das mit dem Gütesiegel DOP ausgezeichnet wurde. Dieses Siegel besagt, daß es nicht gemischt wird, d.h. es kommt nicht von anderen Regionen oder sogar Ländern. Es ist garantiert kalt gepreßt und hat keine chemischen Zusätze. Die Bauern verwenden keine Schädlingsbekämpfungsmittel, keine Pestizide oder andere Gifte. Schädlinge werden mit ökologischen Mitteln vertrieben. So wie ich sie kennengelernt habe, sind sie stolz, Olivenbauern zu sein. Sie sind der Tradition ihrer Vorfahren sehr verbunden. Ihnen ist ihr Hof, die Erde und natürlich jeder Olivenbaum sehr heilig.

Wußten Sie, daß jeder Olivenbaum in Pescara zweimal registriert ist? Einmal bei dem Katasteramt und dann beim Ministerium für Landwirtschaft. Ob er dort sogar mit dem Alter registriert ist, ist nicht ganz sicher, aber wenn ein Baum stirbt, muß der Bauer sofort eine Meldung machen und ihn unverzüglich ersetzen.

Viele Agriturismen bieten das Olivenöl direkt ab Hof an. Ich kann nur empfehlen, direkt dort oder bei den Genossenschaften in Pescara einzukaufen. Ich nehme immer die 5 Liter Kanister, sie sind leichter zu transportieren (auch als Handgepäck im Flugzeug).

Der Geschmack ist um Welten besser als bei vielen, teurer gekauften Ölen in Deutschland. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieses Öl mir sehr viel besser bekommt. So verwende ich fast ausschließlich dieses Öl in meiner Küche. Ob nun kalt für Salate, auf der Pasta, Brusketta oder Kartoffel - überall einen kleinen Schuß dazu. Auch zum Backen und Braten (bis ca. 180°) und Fritieren verwende ich das Öl auch. Probieren Sie es mal mit Pfannkuchen aus - es schmeckt je nach Öl anders, aber sehr gut.

Wenn Sie sich zu den scharfen Typen zählen, nehmen Sie ein kleines Glas mit Deckel und legen Pfefferschoten (Peperoncino) ins Öl ein. Das ist eine Spezialität aus den Abruzzen. Beim ersten Mal hat es mir die Schuhe ausgezogen. Sie können sich sicher vorstellen, daß ich den Brotkorb geplündert habe, während meine Italiener es fast wie normales Öl verputzen. Heute habe ich mich etwas daran gewöhnt. Weitere Favoriten sind selbst eingelegte geröstete Paprikastreifen, Zucchini oder auch Knoblauch.

Geschrieben 03.12.2004, Geändert 03.12.2004, 2641 x gelesen.

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