Die Galerie Umberto Primo

Hat Mailand seine Galleria Vittorio Emmanuele, dann hat Neapel seine Galleria Umberto I.

Wie die in Mailand ist sie kreuzförmig angelegt mit 4 Eingängen, 4 Armen, einer Überdachung mit einer Eisen- und Glaskonstruktion sowie einer großzügigen Kuppel in der Mitte, wo die 4 Arme aufeinander treffen. Als die Galerie angelegt wurde, konkurrierten die Städte darum, wer führende Stadt in Italien sein würde. Im Grundmuster, Höhe und Breite sind die beiden Galerien in Mailand und Neapel sehr ähnlich, jedoch bleibt die Galerie in Neapel mit einer Länge von 147 Metern gegenüber der in Mailand mit 196 Metern deutlich zurück.

Nach der Cholera-Epidemie von 1884 wurden in Neapel ganze überfüllte Stadtviertel dem Erdboden gleichgemacht (Porto, Pendino, Mercato, Vicaria). Die neue Bebauung sollte großzügig sein, und da entstand das Projekt der Galeria Umberto Primo. Aus einem Wettbewerbsverfahren ging als Sieger der Ing. Emmanuele Rocco hervor, während die Eisen- und Glaskonstruktion vom Ing. Paolo Boubée entworfen wurde. Diese Art von Konstruktion erinnert an den Eiffelturm, der ja in derselben Zeit errichtet wurde. Die Galerie wurde offiziell vom Bürgermeister Nicola Amore am 10.11.1892 eröffnet.

Am Ende des 19. und Anfang des 20.Jahrhunderts war sie das künstlerische und mondäne Zentrum der Stadt, mit Kammermusik und Varieté. Es folgte eine Phase allmählichen Niedergangs zwischen den Kriegen. Die Atmosphäre der unmittelbaren Nachkriegszeit wird in dem Roman von John Horne Burns beschrieben (siehe unten).

Heute ist die Galerie wieder ein weiter und eleganter Salon inmitten der Stadt mit guten Geschäften und leider wenigen Cafés. Beobachtet man die Leute, sind sie dennoch eine Spur weniger elegant, ja schon fast nachlässig im Outfit, als die Mailänder. Die Napolitaner sind eben anders: chaotisch, temperamentvoll, warmherzig - nicht kühl, distanziert und durchgestylt, wenn ich mich einmal auf das Wagnis einer klischeeartigen Beschreibung einlassen darf. Die Galerie Umberto primo liegt zwischen der Piazza Plebiscito und dem Rathaus (Municipio). Der prachtvoll gestaltete Haupteingang liegt in der Via San Carlo gegenüber dem Theater San Carlo.

Ein Buch über die Galerie Umberto Primo

John Horne Burns, Die Galerie (Erstveröffentlichung: USA 1947)

Die Galerie als "inoffizielles Herz" von Neapel im Jahre 1944 - unter amerikanischer Besatzung - ist der Schauplatz dieser Sammlung von Geschichten, von denen jede von einer individuellen Kriegserfahrung handelt, kontrastiert mit der Liebe zur Stadt Neapel. In der ausgebombten Galerie - das Dach war zerstört - traf man sich auf der Suche nach Lebensmitteln, Getränken, Sex, Geld und Vergessen.
Das Buch, zur Zeit in deutscher Sprache nicht lieferbar, war nach Erscheinen ein Bestseller.

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Passagen und Galerien in Europa und Nordamerika