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Im Hof der Julia - Die Legende um Romeo und Julia

Von strolchi

Es gibt sicherlich unzählige Gründe, Verona zu besuchen. Sei es für Opernfreunde wegen der Aufführungen in der Arena (und in diesem Zusammenhang wird Verona meistens genannt), für geschichtlich und kulturell interessierte Touristen, egal, Verona ist angefüllt mit Historischem und voller Sagen und Legenden.

Wir waren zum 1. Mal in Verona ohne die Arena-Aufführungen zu besuchen, obwohl ich ein großer Fan von klassischer Musik bin und waren beeindruckt, wie viele Jugendliche diese Stadt besuchten. Verona führt uns zum berühmtesten Liebespaar der Theaterliteratur und damit zum Haus der Julia mit dem berühmten Balkon.

In diesem von der Straße kaum wahrgenommenen Innenhof trifft sich die "Jugend der Welt". Wie sehr sich die Jungend zu dieser tragischen Liebesgeschichte und damit in dieses Haus hingezogen fühlt, ist beeindruckend. Zeigen doch die über und über mit schriftlichen Hinterlassenschaften in allen Farben und Formen an den Wänden des Innenhofes, von ihren Hoffnungen und Wünschen, oder aber auch nur der Hinweis da gewesen zu sein, Zeugnis davon.

Die reizvollen "Kleinigkeiten" werden für den Aufgeschlossenen so erfreulich wie ein berühmtes Kunstwerk sein. Hoffnungen auf neue Freundschaften und Liebschaften werden durch berühren der Hand der Juliastatue geweckt. Kindersegen gar durch die Berührung des Busens der Statue.

Auch hier versetzt der Glaube noch Berge. Doch wie viele Wünsche und Hoffnungen wurden hier schon erfüllt! Die Wände sprechen ihre eigene Sprache! Wenn mich auch sonst Schmierereien und unschöne Graffitis an Wänden stören, hier konnte ich der Sache absolut was Positives, ja sogar was Schönes abgewinnen. Der Balkon und die Liebesgeschichte darum waren den Besuch wert. Schön und sehenswert aber auch die "Wandmalereien".

So ist der Glaube und die Hoffnung unglücklich Liebender ungebrochen, obwohl Romeo und Julia Phantasieprodukte sind: Vom it. Novellendichter Luigi da Porto erdacht und in das Jahr 1302 verlegt (ursprünglich soll bei früheren Autoren sogar Siena Ort des Geschehens gewesen sein), von Shakespeare dramatisiert und mit viel Geschick für den Fremdenverkehr lokalisiert.

Palast der Capuletti

Via Capello, wenige Schritte von der Piazza delle Erbe entfernt, steht der Palast der Capuletti aus dem 13. Jht. Hier in der "Casa di Giulietta" hat der Legende nach Julia gewohnt.

Geschrieben 04.05.2003, Geändert 04.05.2003, 10772 x gelesen.

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Kommentare zu diesem Artikel

Kommentar von Lothar W. Pawliczak vom 16.09.2010 10:00:00

Über die schöne Fußgänger-Einkaufszone gleich erst mal zur Casa Giulietta: Via Capello 23 (geöffnet: Di-So 9-19.00 Uhr; Mo erst ab 13.00 Uhr).
Das mittelalterliches Haus mit großem Hof gehörte lange Zeit der Familie Dal Cappello (Wappen im Gewölbebogen des Hofes) die mit Julias Familie, den Capuleti, identifiziert wurde, was den Glauben nährte, dies sei das Haus von Julia gewesen, die hier in der Zeit der Scaligieri gelebt und in dessen Innenhof sich das tragische Schicksal abgespielt haben soll. Im 19. Jahrhundert war das Haus ein Gasthof, nach dem Zeugnis von Charles Dickens „a most miserable little inn“ (1844) Das Gebäude im Hof war der dazugehörige Stall.

Die Handlung von Shakespeares Schauspiel "Romeo andd Julia", für das Luigi da Portos "Romeo e Giulietta" (um 1530) die Vorlage lieferte, spielt in Verona, ohne dass es nachweisbar historische Vorbilder für die Figuren gab.
Zur „Casa dei Giulietta“ pilgern Touristen aus aller Welt scharenweise. Auf dem Balkon soll sie auf Romeo gewartet haben. Doch wie die ganze Geschichte, ist auch die der „Casa dei Giulietta“ - mit allem was dazugehört - erfunden: Aufgrund einer Initiative des Direktors des städtischen Museums 1935 wurde das Haus 1936 - 1940 komplett im gotischen Stil rekonstruiert und mit dem berühmten Balkon sowie einem gotischen Torbogen und Wandfresken versehen. Der Balkon der Julia wurde extra für die Touristen angebaut, weil die Veroneser es wohl leid waren, den Menschen aus aller Welt zu erklären, daß es den berühmten Balkon gar nicht gibt: Man bastelte aus einem alten Sarkophag einen hübschen Balkon im den Hinterhof (das Haus war allerdings ein Stall). Ob es das ist, sich aus einem Stall herausschauend in einem Grab frisch verliebt und/oder verheiratet photographieren zu lassen? Aber man kann seine Liebesbotschaften an den Wänden hinterlassen im Durchgang des Hauses. Die Stadt ließ das Gekritzel irgendwann verbieten - ohne Erfolg.
Die Julia, die vom Balkon herunterwinkt, ist keine Julia, sondern z.B. eine Francesca. Und noch dazu keine aus Verona, sondern aus Mailand. Macht offenbar nichts. Wenn sie der Menge zuwinkt, wird das mit einem Blitzlichtgewitter der Touristen im Innenhof quittiert. Die stehen zu hunderten Schlange, um einmal ihren Busen berühren zu dürfen. Nein, nicht den von Francesca - obwohl das viele sicherlich auch gerne getan hätten - sondern den der Bronzestatue der Julia unten im Hof. Ganz abgegriffen ist ihre rechte Brust schon. Und warum? Weil alle an die Geschichte von Romeo und Julia glauben. Allen, die eine neue Geliebte suchen, soll das angeblich Glück bringen.

Natürlich wird auch noch die Casa di Romeo geboten, das Haus der Montagues, in der Via delle Arche oder in der Via Arche Scaligere - wie belieben. Auch das Grab der Julia = Tombe di Giulietta ist nicht echt (geöffnet: Di-So 9-19.00 Uhr, Mo erst ab 13.30 Uhr; Eintritt: 3 €, Gruppen ab 15 Pers. 2 €, 1. So im Monat Eintritt frei) in der Krypta von San Francesco al Corso in der Via del Pontiere: Hier soll Giulietta auch ihren Romeo in der Zelle des Mönches Lorenzo heimlich geheiratet haben.
Lord Byron fand am 6. November 1816 einen „halb zerstörten Sarkophag, mit welken Blättern darin, in einem wilden und desolaten Klostergarten, der einst ein Friedhof gewesen war, jetzt ruiniert zu wahrhaften Gräbern. Die Situation schien mir zur Legende zu passen, sie seien blighted as their love.“ (Byron's Lettters and Journals hg. v. Leslie Marchand. London 1973-94 Bd. V S. 126 zit. n. Gregory Dowling: In Venice and in the Veneto with Lord Byron. Venice 2008 S. 80) 1937 ließ der Direktor der Veroneser Museen - angeregt durch den Erfolg des MGM Films "Romeo and Julia" mit Leslie Howard und Norma Shearer (1936) - das Grab, das erst im 18. Jahrhundert als das Giuliettas identifiziert worden war, in die gotische Krypta verlegen.