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Tarquinia - ein Zentrum des etruskischen Totenkults

Von aptera

Tarquinia und die Nekropole der Etrusker sind Begriffe, die untrennbar miteinander verbunden sind. Nach mehr als 2000 Jahren faszinieren den historisch interessierten Besucher hier immer von neuem die besonders deutlichen Spuren des etruskischen Totenkultes. Unter einem ausgedehnten Hügelareal befinden sich zahlreiche Grabkammern: eine unterirdische Totenstadt.

Die zahlreichen, abwärts führenden (Treppen-)Schächte sind überbaut durch schräg überdachte Häuschen. Auf zwei großen Flächen stehen monumentale steinerne Töpfe, ehemals Behälter für die Grabbeigaben. Zumindest in der heißen Jahreszeit ist das Treppab und Treppauf für den durchschnittlich konditionierten Besucher eine körperliche Anstrengung, denn innerhalb der schmalen Schächte herrscht hohe Luftfeuchtigkeit. Aber der Einblick in die durch eine luftdichte Verglasung abgeschirmten Grabkammern entschädigt für alle Strapazen. Diese Abschirmung hat ihren Grund. Die "Wohnräume" der Toten sind nämlich mit gut erhaltenen bunten Fresken kunstvoll ausgestattet. Sie geben Aufschluss über das tägliche Leben in einer längst vergangenen Kulturepoche. Diese Fresken sind die Attraktion von Tarquinia!

Nicht alle Grabkammern sind zur Besichtigung freigegeben und - so weit eine Laie das beurteilen kann - noch längst nicht alle Kammern sind ausgegraben. Überhaupt ist Gegend um Tarquinia voll von etruskischen Begräbnisstätten.

Der Besuch in der Nekropole sollte immer verbunden werden mit einem Besuch des Museums in Tarquinia (der Eintritt kann schon bei den Etrusker-Gräbern entrichtet werden!). Man fährt weiter hinein in die Stadt und biegt links ins Tal ab. Irgendwann erhascht man den Blick auf das Schild "museo" und dann spült es den Autofahrer direkt auf einen großen Parkplatz vor einer immensen Stadtmaueranlage.

Im herrlichen Palazzo Vitelleschi (gleich links nach dem Stadttor) findet der Besucher all das, was sich einst in den Grabkammern befand, angefangen von den Sarkophagen, auf deren Verschlusssteinen die steinernen Abbilder der Toten in eleganter Pose ruhen, bis hin zu den kostbaren Grabbeigaben. In der obersten Etage des Museums - in klima-kontrollierten Zellen - sind die Originalaufbauten einiger Etruskergräber zu besichtigen. Auf Bildtafeln wird erläutert, wie man die Malereien von den Grabwänden erst abgelöst und dann im Museum wieder angebracht hat. Ich habe den technischen Vorgang trotzdem nicht begriffen!

Auch diese Grabkammern sind für den Besucher nicht begehbar, aber anders als in den "tombe sotterrane" ist die obere Hälfte der Eingangsöffnung nicht verglast. Man kann also den Arm ausstrecken und bequem auf den hübschen Jüngling oder bellenden Hund oder die lächelnde Dame zeigen. Man kann - aber man sollte nicht! Schrill schlägt der Alarm an. Innerhalb von zehn Minuten passiere das für gewöhnlich drei- bis viermal, erzählte mir die freundliche Dame von der Aufsicht. Ich konnte mich postwendend davon überzeugen, dass ich sie nicht falsch verstanden hatte. Meine beiden Schwiegersöhne folgten einander im Abstand von 5 Minuten und jeder sorgte infolge seiner Kunstbegeisterung für schrilles Klingeln.

Einen Foto-Ausflug sind auch die Überreste eines römischen Aquäduktes wert. Aus Richtung Monte Romano kommend, kann man die Ruinen der antiken Wasserleitung kurz vor Tarquinia inmitten von Feldern ausmachen (streckenweise sehr nahe an der Straße). Für Italiener ist das sicher kein besonders aufregender Anblick - es wimmelt in Italien von Aquädukt-Überresten - für Ausländer ohne römische Besatzungszeit muss es ein Erlebnis sein, so viel Aquädukt auf einmal vor die Foto-Linse zu bekommen. Wie gut, dass wir germanischen Abkömmlinge da sagen können: bei uns waren die Römer und haben sich mit Wasserleitungen verewigt!

Geschrieben 06.10.2003, Geändert 06.10.2003, 3424 x gelesen.

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