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Verkanntes Livorno

Von awo

Die Hafenstadt Livorno wird zwar von vielen angesteuert, aber offensichtlich gleich links liegen gelassen auf der Fahrt zu vermeintlich oder tatsächlich interessanteren Zielen. Der ausgedehnte Frachthafen, der sich in nördlicher Richtung erstreckt, ist nun wirklich keine touristische Attraktion. Unterwegs in Richtung Pisa sieht man riesige Flächen, auf denen Neuwagen und Containerstapel abgestellt sind, chemische Industrie, Autobahnen und Güterzüge. Und nicht zu vergessen die militärischen Gelände und schliesslich der Flughafen von Pisa.

Mit dieser Beschreibung allein aber wird man Livorno nicht gerecht. Es hat auch schöne Ecken. Sehenswert sind:

- das Stadtviertel Venezia Nuova, das an Venedig erinnert, nahe der Abfahrtstelle der Fähren;

- die kilometerlange "Seeseite" und Strandpromenade von der Abfahrtstelle in Richtung Süden;

- eindrucksvolle Plätze und Strassen im Stadtkern

Livorno ist nicht künstlich konserviert wie manche von Touristen überlaufene Stadt. So wurde beispielsweise der im Krieg zerstörte Dom viel einfacher wieder aufgebaut als er vorher gewesen sein muss. Die Touristen sind eher eine Randerscheinung im Leben der Stadt, trotz der Kreuzfahrschiffe und Fähren im Hafen und der Nähe zu Pisa. Das Preisniveau ist unverdorben und einigermassen zivil.

Bei einem Besuch spürt man durchaus, dass Livorno niemals eine "anti-industrial attitude", also keine antiindustrielle Einstellung wie die Kunststadt Florenz gehabt hat, wie es in der von der Region Toskana herausgegebenen Darstellung "Tuscany. From Etruscans to year 2000" zu lesen ist. Livorno könnte demnach als so etwas wie ein wirtschaftlich geschäftiger und dynamischer Gegenpol zu Florenz, wenn auch kleiner, bezeichnet werden.

Dies wird durch einige Daten aus der Stadtgeschichte bestätigt:

Die Stadt wurde von den Medici erst ab 1571 als Standort ihres Hafens angelegt, weil derjenige von Pisa verlandet war. 1608 wurde es ein Freihafen, der allen offenstand. Von diesem freien Geist zeugt das Monumento dei Quattro Mori, das Denkmal der vier Mohren, von 1595, das gegen den Sklavenhandel gerichtet ist.

1848 wurde die Eisenbahnstrecke Florenz - Livorno als erste Eisenbahnstrecke der Toskana in Betrieb genommen. Später zog Florenz, was die Eisenbahnverbindungen betraf, für eine gewisse Zeit den kürzeren. Da die Verbindung von Florenz über den Appennin technisch schwierig war und die Livornesen in dieser Hinsicht viel reger waren als die kunstsinnigen Florentiner, verlief die wichtige Nord-Süd-Eisenbahn-Verbindung am Ende des 19. Jahrhunderts über Livorno und nicht über Florenz.

Das soll aber nicht bedeuten, dass es in Livorno keine Künstler gab. Im Gegenteil, bei den Macchiaioli des späten 19. Jahrhunderts ("Kleckser", so etwas wie die italienischen Impressionisten) war Livorno mit seinen vom Meer geprägten Stimmungen sehr beliebt.

Touristeninformation auf deutsch:
www.costadeglietruschi.it/mittelmeer_tos kana/livorno.asp

Fotogalerie auf der Homepage der Stadt:
www.comune.livorno.it/_livo/photogallery .php

Geschrieben 09.06.2008, Geändert 10.06.2008, 2151 x gelesen.

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