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Porta Ticinese

Von Samuel

Im Süden des Stadtzentrums liegt das traditionelle Viertel Porta Ticinese, das nach dem alten Stadttor benannt ist. Es hat mit seinen zahlreichen Kneipen, Bars sowie Geschäften mit schrillem Angebot ein wenig den Vorstadt-, ja sogar den Dorfcharakter bewahrt. Im Viertel wohnen immer noch die immer weniger werdenden Mailänder Linken. Sie meinen zwar, dass es noch Linke gäbe, die nach dem Grundgesetz "vino è il latte dei poveri" (Wein ist die Milch der Armen) leben. Bei dieser Milch lässt es sich auch hoffen, dass sich die dreckigen Kanäle im Süden des Viertels mit Wasser füllen und die Linken mit einem Boot forttragen wird – fort aus dieser Stadt. Abends trifft man sich immer noch in gewißen Lokalen, singt alte Beatleslieder und schimpft über die Regierung in Rom.

Hauptader des Quartiers ist der Corso di Porta Ticinese, der mit seinen zahlreichen Läden und Bars ein Terrain für Flaneure ist: man kann sich gut einen halben Nachmittag lang hier in einem Café vergnügen und dabei die Leute beobachten sowie die volkstümliche Seele in dieser sonst so hektischen Großstadt entdecken. Die Straße ist wahrscheinlich eine der lebendigsten in Milano, denn hier hat sich seit den 1970er Jahen eine Art Alternativkultur entwickelt: die Kirchen sind alt, die Kleider kommen aus dem Secondhand-Laden, die Bars sind skurril, die Eisdielen bieten biologischen "gelato" an, die "trattorie" sind preiswert, denn die eher gehobenen "ristoranti" gibt es hier nicht. Durch die Straßen, die noch alten Charme alla milanese besitzen, flanieren Poeten, die auf den Tag ihrer Entdeckung warten.

Das Gebiet um den Corso di Porta Ticinese eignet sich mit seinen vielen schrillen Modegeschäften auch hervorragend zum Einkaufen. Hier gibt es schrille Mode, die vor allem jugendliches Publikum anspricht: Klamotten, Schmuck aus den 30er und 40er Jahren, Kleider aus den 70ern und japanische Möbel. Richtige "cultura milanese" oder "milanesità", wie man sie in Milano nennt, kann man hier noch erleben. Milanesità meint vor allem die Vielfalt und Vielseitigkeit der Stadt, die den Besucher auf Schritt und Tritt verfolgen.

Sehenswertes

Gleich am Anfang stehen die Colonne (Säulen) di San Lorenzo, deren Ursprung genau so unbekannt ist, wie der der Kirche San Lorenzo Maggiore, gleich dahinter. Heute trifft sich hier jedenfalls die Mailänder Jugend, um sich aus dem mitgebrachten Radio die neusten Hits von Laura Pausini und Tiziano Ferro anzuhören.

Dahinter steht die nicht minder sehenswerte Kirche San Lorenzo Maggiore, die sich als großes Durcheinander verschiedener Stile präsentiert. Ein besonderer Leckerbissen für Kunstfreunde ist die Cappella di Sant'Aquilino mit Fresken aus der byzantinischen Zeit.

Ist es gerade Mittag oder Abend können wir die Restaurants im Ticinese-Viertel nur empfehlen: Mailänder Hausmannskost zu günstigen Preisen und guter Qualität.

Auffallend sind die vielen verlassenen Fabriken, die dem "corso" einen morbiden Charme geben. Sie werden heute längst nicht mehr zur Produktion irgendwelcher Maschinen gebraucht. Auch Schneiderwerkstätten von den großen Designern sind hier keine untergebracht, sondern Fernsehstudios, in denen vor allem Werbespots für die Mailänder TV-Sender gedreht werden. Die Werbesendungen (pubblicità), durch die Unterhaltungssendungen etwa bei Canale Cinque oder Italia Uno durchschnittlich alle zwölf Minuten unterbrochen werden, sind allerdings für das Überleben der Kanäle absolut notwendig.

Hinter San Lorenzo Maggiore ist übrigens der Parco delle Basiliche überaus sehenswert. Die Kids werden sich vor allem über die Sandkästen und Schaukeln freuen.

Infos zu öffentlichen Verkehrsmitteln

Zur Porta Ticinese kommen Sie ab der Piazza del Duomo (Domplatz) am besten mit der Straßenbahn 14 Richtung Porta Genova bis zur Haltestelle Piazza della Resistenza Partigiana.

Geschrieben 20.04.2003, Geändert 20.04.2003, 3504 x gelesen.

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