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Milano - der Motor Italiens

Von Samuel

Milano hat schon seit seiner Gründung den Titel "Motor Italiens", den man immer wieder hört. Mediolanum – Ort der Mitte – nannten die Römer ihre Siedlung an der Kreuzung wichtiger Alpenstraßen. Noch heute ist Milano die Mitte der Mode- und Designerwelt, die Kapitale des Luxus. Mailand ist aber auch eine wichtige Drehscheibe der Mafia und auch des Terrornetzwerks Al-Kaida, wie zahlreiche Verhaftungen in den letzten Jahren zeigten.

Beim ersten Blick zeigt sich Milano seinen Besuchern allerdings hektisch, smogig und mit einem nicht abreißenden Stop-and-Go-Verkehr. Hübsch finden sie die wenigsten – weder die Touristen, die die Toscana oder Venedig besuchen, noch die Italiener selbst. Aber Letztere wissen, dass es ohne Milano ihrem Land wirtschaftlich nicht so gut gehen würde, oder wie Stendhal es ausdrückte: "Milano è la città dove si impara a pensare europeo" (Milano ist die Stadt, in der man europäisch denken lernt). Besucher, die sich beim ersten Anblick in die Stadt verliebten, gibt es wenige. Milano ist eine Stadt, die verlangt, dass man sie immer wieder besucht und alle Ecken durchstreift und anschaut. Ein Touristenhiglight ist Mailand auf keinen Fall. Leute, die Mailand aber kennen, fahren immer wieder gerne in die Metropole im Norden Italiens.

In vielem ist Milano die heimliche Hauptstadt. Obwohl nur zweitgrößte Stadt des Landes ist sie eben doch "la città più città" (die städtischste Stadt) Italiens. Zur Rivalin Rom hatte Mailand schon immer ein spezielles Verhältnis. Römer, die die Stadt im hohen Norden nicht ausstehen können, möchten aber doch ihre Einkaufstrips in die lombardische Metropole nicht missen. Für sie gilt vor allem ein Sprichwort: "Roma mangia, Milano lavora" (Rom isst, Mailand arbeitet). Die Mailänder hingegen kennen eine ähnliche Redensart: "Milano produce i soldi, Roma li spende" (Mailand macht das Geld, Rom gibt es aus), was dann so unwahr auch wieder nicht ist. Denn der Süden weiß genau, dass er ohne den arbeitsamen Norden kaum leben könnte.

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Grünes Milano

Auch wenn Milano nach Athen die grauste Stadt Europas sein soll, hat es doch einige Grünflächen zu bieten. Besonders sehenswert sind die Giardini Pubblici (öffentliche Gärten), in denen vor allem an schönen Tagen zahlreiche Mütter und Großmütter mit ihren "bambini" spazieren gehen. Hervorzuheben ist der Parco di Monza im gleichnamigen Vorort von Milano. Der Parco di Monza, in dem im Herbst die berühmten Formel-1-Rennen stattfinden, soll der größte Stadtpark Europas sein. So grau ist Milano also doch wieder nicht!

Kaffee trinken

"Prendiamo un caffè?" So wird man in Mailand auf einen Kaffee eingeladen, und der ist – wie in ganz Italien – wohl der beste der Welt. Morgens trinkt man zum Frühstück einen "cappuccino" (Kaffee mit Milch), bei dem es aber zahlreiche Varianten gibt: "con schiuma" heißt mit Schaum, "senza schiuma" heißt ohne Schaum. Tagsüber trinkt man in Italien einen "caffè" (Espresso), einen "caffè macchiato" (Espresso mit Milch) oder einen "caffè corretto" (Espresso mit Schnaps). Den deutschen Filterkaffe können Sie sich in Italien übrigens ersparen: einen "caffè americano" (amerikanischer Kaffee) wird man nicht so schnell irgendwo bekommen. Zubereitet wird der "caffè" übrigens nur im Café mit einer schnittigen Designermaschine, zu Hause verwendet man in Italien die typischen Kaffeekännchen "Moka" (in ital. Supermärkten erhältlich, falls Sie zu Hause auch italienischen Kaffee wollen).

Abends in Klein-Amsterdam

Im Süden der Stadt befinden sich noch die letzten Navigli, die Grachten alla milanese. Am Naviglio Grande und am Naviglio Pavese, die zwei überbleibenden eines großen Kanalnetzes rund um die Stadt, fühlt man sich am Abend wirklich fast in Amsterdam. Beim Bummel an den Wasserstraßen trifft man auf zahlreiche Leute, auf den alten Lastkänen findet man Kneipen, Diskos und Live-Konzerte – Nachtleben pur. Wer noch mehr Nightlife braucht, kann die zahlreichen Diskos in der Innenstadt mit manchmal bis zu vier Stockwerken aufsuchen.

Repubblica del Nord

Fährt man mit dem Auto durch die Lombardei, trifft sieht man überall auf Straßenschildern und Brücken grüne Sprayereien mit der Aufschrift "Repubblica del Nord" (Nördliche Republik) oder "Padania libera" (freies Padanien). Sie stammen von den Anhängern der rechtsradikalen Partei Lega Nord, die seit Jahren um die Ablösung von Süditalien kämpft. Für den verbal äußerst aggressiven Führer Umberto Bossi beginnt nämlich bereits hinter Florenz Afrika. Ein unabhängiges Padanien wird es nie geben, aber in Norditalien (außer in der Emilia Romagna) wird man vielerorts auf die Bemühungen der Bevölkerung für ein abgetrenntes Padanien stossen.

Über der Stadt

An der Piazza del Duomo (Domplatz) gibt es gleich zwei Möglichkeiten, um über der Stadt zu schauen. Erstere ist das Dach des legendären Duomo, die zweite ist das Café im Kaufhaus "Rinascente" gleich gegenüber, wo man nach dem Shopping einen "caffè" trinken kann.

Karrierestadt

Milano ist ganz klar die Karrierestadt, und wer vor Lust auf eine große Karriere nur so brennt, weiß in Italien, dass er nicht um Mailand herum kommt. Lang liest sich die Liste berühmter Mailänder. Dazu gehört auch Silvio Berlusconi (geb. 1937), der zuerst als Touristenabschlepper vor Restaurants und als Fotograf bei Hochzeiten arbeitete, dann als Bauunternehmer. Das damit verdiente Geld investierte er in die Satellitenstädte Milano Due und Milano Tre, die er auch mit Fernsehprogrammen versorgte. Heute ist der reichste Mann Italiens stolzer Besitzer von drei Fernsehstationen und Präsident Italiens.

Auch Fernsehmoderatorin Michelle Hunziker begann ihre Karriere in Mailand. Zuerst vor allem als Ehefrau von Eros Ramazzotti belächelt, holte Michelle Hunziker nach der Trennung von ihrem Mann tüchtig nach. So ist sie durch die Sendung "Deutschland sucht den Superstar" auf RTL auch hierzulande vor allem dank ihrem italienischen Akzent mit rollendem R bekannt geworden.

Eine große Karriere startete auch Sängerin Laura Pausini aus einem 3.000 Seelen Ort in der Poebene 1993 in Milano und hat es mittlerweile zu Erfolg in Europa und Lateinamerika. Mit dem ersten Album in Englisch ("From The Inside"), das 2003 erschien, ist nun auch auf dem Weg die USA zu erobern.

Italien und Milano in Zahlen

Geografie: Italien hat eine Gesamtfläche von 311.386 km², das Stadtgebiet von Milano selbst umfasst eine Fläche von ca. 200 km². Milano liegt 100 bis 147 m über dem Meeresspiegel mitten in der Poebene (Pianura Padana). Das Land ist in 20 Regionen (regioni) unterteilt, von denen 5 einen Sonderstatus besitzen. Den Regionen sind wiederum die "provincie" (Provinzen) untergeordnet, die nach deren Hauptstadt benannt werden.

Bevölkerung: Die Zahl der Einwohner in Italien beträgt 57.534.088. In der Mailänder Innenstadt wohnen momentan etwa 1,3 Mio. Einwohner (Tendenz sinkend), dafür erleben die Umlandgemeinden wie Monza, Rozzano oder Rho einen regen Einwohnerzuwachs. Die Bevölkerungsdichte beträgt in Milano etwa 7.500 Einwohner pro Quadratkilometer.

Ein großes Problem sind die zahlreichen illegal auf Schiffen angereisten Einwanderer, sogenannte "clandestini". Die meisten kommen aus Nordafrika oder aus dem kurdischen Gebiet. Da nur jeder 16. Nordafrikaner lesen und schreiben gelernt hat, gibt es z. T. erhebliche Schwierigkeiten beim Erlernen der italienischen Sprache. Aber auch Mailänder selbst wandern immer mehr ab, vor allem nach Nordeuropa (Schweiz, Deutschland, Schweden) und Nordamerika (Kanada und USA).

Sprache: Offizielle Landessprache ist Italienisch, daneben sprechen einige Minderheiten außerhalb der Lombardei andere europäische Sprachen.

Religion: Die italienische Bevölkerung ist zwar überwiegend katholisch, doch in einer Großstadt wie Milano gibt es verschiedenste Glaubensgruppen. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York wurden vor allem die islamischen Zentren und Moscheen berühmt-berüchtigt, da hier angeblich in Ausbildungscamps muslimische Extremisten ausgebildet werden. Eine norditalienische Minderheit sind die Waldenser, daneben gibt es auch eine Zen-Buddhistische Gemeinde. Obwohl lange Zeit verhasst, gibt es heute vier jüdische Gemeinden in Milano.

Wirtschaft: Milano ist sicherlich für das italienische Wirtschaftswunder zuständig. Den Wohlstand verdankt die Stadt vor allem der Mode- und Designindustrie. Die in der Lombardei ansässige Landwirtschaft ist vor allem für das Gemüse (Kartoffeln, Tomaten) und Reis in Italien zuständig. Die zahlreichen Kühe liefern Milch und Jogurt, die Schweine einen Schinken, der dem "Parma-Schinken" sehr ähnlich ist, aber dessen Label nicht tragen darf. Die einst hochgeschätzte Autoindustrie (u. a. Alfa Romeo) ist längst in den Händen des Turiner Unternehmens FIAT (Fabbrica Italiana Automobili Torino). In der Hügellandschaft Brianza nördlich von Milano gibt es außerdem zahlreiche Seidenfabrike und holzverarbeitende Industrien.

Politisches System: Das italienische Parlament besteht aus zwei Kammern, der "Camera dei Deputati" (Abgeordnetenkammer) mit 630 Mitgliedern und den "Senato" mit 315 Mitgliedern, die "onorevoli" (wörtl. "Ehrenvolle") gennant werden. Die Mitglieder, die die 20 Regionen des Landes vertreten, werden alle 5 Jahre neu gewählt. Die meisten Italiener sehen allerdings in der großen Zahl von Parlamentariern nur ein Handicap bei einer demokratischen Entscheidungsfindung. Oberhaupt der beiden Kammern ist der "Presidente della Repubblica", der jeweils für 7 Jahre vom Parlament gewählt wird. Daneben gibt es zahlreiche Minister, deren Oberhaupt der "Capo del Governo" (Regierungschef) ist.

Geschrieben 20.04.2003, Geändert 20.04.2003, 1062 x gelesen.

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