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Rund um die Piazza del Duomo

Von Samuel

Der Domplatz (ital. Piazza del Duomo) ist das Herz des pulsiernden Lebens von Milano. Auf dem Platz findet man typische "milanesità" oder "cultura milanese", wie man sie auch nennt. Am Sonntagmorgen ist auf dem Platz wenig los: ein Mönch sitzt auf den Treppen zum Dom und einige Frühaufsteher gehen gerade zum Frühstück in die umliegenden Cafés. Plötzlich kommen aber die Leute und die Kirche füllt sich zum ersten Gottesdient. Während man von innen die Litanei "Mea culpa, mea maxima culpa" hört, kann man draußen die Hymne der angeblich lahmen Bettlerin hören: "Grazie, signori, grazie!". Auf dem Domplatz kann man bereits die sozialen Spannen Milanos erleben: einerseits der im schicken Anzug und Aktenköfferchen über den Platz schreitenden Businessmann und die arme Frau aus Osteuropa, die ihr Geld mit dem Verkauf von einigen Schals verdient. Daneben mischen sich Gruppen von Einwanderern aus dem Süden Italiens, die eifrig über die neusten Pläne der Lega Nord meckern, Touristengruppen, die dem Regenschirm ihres Guides nacheilen und Schwarzafrikaner, die hier selbstgeknüpfte Armbänder an den Touristen bringen.

Mächtig überragt wird der Platz vom größten gotischen Bauwerk Italiens – dem Mailänder Dom. Allerdings ist der Duomo, wie ihn die Mailänder nennen, nicht unbedingt beliebt: von einer "torta di marzapane" (Marzipantorte) wurde im restlichen Italien auch schon gesprochen. Ansonsten wird der Domplatz beherrscht von mächtigen Palästen, die auch wieder einmal eine Renovierung nötig hätten und natürlich vom Triumphbogen der Galleria.

Piazza del Duomo

Es lohnt sich, ein paar Minuten auf den Stufen des Doms abzusitzen und das geschäftige Treiben auf dem Platz zu beobachten. Die Platzanlage wurde von 1862 bis 1878 angelegt.

In der Mitte des Domplatzes steht das Denkmal von König Vittorio Emanuele II hoch zu Ross. In Milano werden Sie noch überall seinem Namen begegnen. Kunststück: er befreite die Stadt 1859 von den verhassten Österreicher, wovon das Relief unten im Sockel berichtet. Die Stufen des Denkmals lohnen sich zudem außerordentlich gut, um einen Überblick über den Platz zu bekommen, etwa bei Demonstrationen.

Rinascente: An den nördlichen Arkaden befindet sich das Kaufhaus Rinascente. Für die Italiener ist Rinascente oftmals das "Harrods alla milanese". Allerdings kann der Vergleich nicht ganz ernst genommen werden, denn die Auslagen in der Rinascente sind längst nicht so aufwendig präsentiert wie im Harrods und außerdem gibt es auch keine Kleidungsvorschriften wie in London. Das Angebot auf acht Etagen ist allerdings überwältigend. Angefangen im Untergeschoss findet man Geschirr, Glas und Porzellan. Im Erdgeschoss finden Sie Kosmetika und Schmuck. Dann folgen Kleider, Kleider und nochmals Kleider. Auch wenn die Preise manchmal masslos übertrieben sind, kann man in der Rinascente auch Schnäppchenkäufe tätigen. Essen und Trinken: Erholung vom Kunstgenuss oder vom Shopping finden Sie in der siebten Etage. Dort können Sie sich im Restaurant Speisen, die nach den Rezepten des Mailänder Spitzenkochs Gualtiero Marchesi zubereitet werden, genießen – und das zu äußerst moderaten Preisen. Kostenlos ist der Ausblick auf die Dachterrassen des Doms vom Balkon aus. Im Winter müssen Sie sich halt mit dem Blick durchs Fenster begnügen.

Terrazze del Duomo: Auf den Terrazze del Duomo, den Domterrassen, können Sie in der wahrscheinlich originellsten Fußgängerzone der Stadt spazieren gehen. Auch Kinder finden ihren Spaß beim Spaziergang zwischen den Statuen und den Fialen auf der einen Seite sowie den Tauben auf der anderen Seite. An schönen Tagen genießt man von hier einen Blick bis weit in die Poebene und zu den schneebedeckten Viertausender der Alpen. Müde? Setzen Sie sich einfach auf einen Steinblock an der obersten Stelle des Dachs. Wenn Sie die steilen Treppe nicht hochsteigen wollen können Sie den Aufstieg auch mit dem Aufzug bewältigen. Geöffnet ist das Dach täglich von 9-17.45 Uhr. Der Aufstieg zu Fuß kostet ca. 3 Euro, mit dem Aufzug (ascensore) 5 Euro.

Duomo Santa Maria Nascente

Der Mailänder Dom ist die Mitte der Stadt, das sagen zumindest die Touristen. Die Mailänder halten oft die Basilika Sant'Ambrogio, die Kirche des Stadtpatrons, für ihre Mitte. Der Duomo ist aber ein Werk der Superlative: nach dem Petersdom und der Kathedrale in Sevilla ist der Dom das drittgrößte Gotteshaus in Europa. War er anfangs noch das höchste Gebäude der Stadt, musste er diesen Titel 1959 an den "grattacielo" Pirelli abgeben. Trotzdem: der Dom ist unbestritten das Markenzeichen und der Verkaufsschlager für den Mailänder Tourismus.

Geschichte: Für manche mag es unvorstellbar sein, wie man so lange an der Kathedrale bauen konnte – so wahrscheinlich auch für den Initiator Gian Galeazzo Visconti. Er hatte es während seiner Lebzeiten bereits sehr eilig: so ließ er die Arbeitszeiten verdoppeln, Nachtschichten einlegen und drakonische Strafen für Trödeleien wurden verhängt. Doch anscheinend konnte man in diesem Wirrwarr aus Nationalitäten, Sprachen, Techniken und Stilen kaum seriös zusammen arbeiten. Als Gian Galeazzo Visconti 1402 starb, stand sein Duomo erst im Rohbau. Nur zögerlich fand man neue Bauherren und erst unter Ludovico il Moro kamen wieder anerkannte Künstler nach Milano, die versuchten zu retten, was noch zu retten war. Doch inmer wieder lag das Projekt nahe am erliegen, sei es wegen der Pest oder wegen einem Finanzloch. Die riesigen Mengen Marmor mussten aus einem Steinbruch am Lago Maggiore über die Kanäle nach Milano gebracht werden. Beim Einzug der Spanier wurden die Bauarbeiten eingestellt und erst Napoleon kümmerte sich wieder um die Fertigstellung, denn er wollte sich in dieser Kirche zum König von Italien krönen lassen. 1959 waren die Arbeiten und gleichzeitig notwendig gewordene Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Im Jahre 1967 wurde die Madonna von einem Blitz getroffen und in Milano fragte man sich, ob Gott den der Duomo nicht gefalle. Man entschloss sich anschließend für die metereologische Sicht der Dinge und überhörte hartnäckig die kritischen Stimmen. 1980 bestand Einsturzgefahr und es ging wieder die Diskussion los, ob der Duomo nun nach Mailand passe oder eben doch nicht. Doch Touristen und auch Mailänder können die Kathedrale heute gar nicht vom Stadtbild wegdenken.

Außenarchitektur: Höchster Punkt ist die vier Meter hohe goldene Madonna, unter der sich 2245 Statuen und 95 Atlanten versammeln. Zwischen all den Heiligen, die hier seit dem 14. Jh. einen Platz bekamen, findet man hin und wieder auch einige weltliche Gestalten, denn an der Fassade wurde auch während dem Faschismus noch gemeißelt. So fehlen beispielsweise keine Innschriften wie "XVI E F", also das 16. Jahr der "era fascista" (faschistischen Epoche). Auf der Innenwand der Fassadenbekrönung über dem südlichen Seitenschiff sieht man z. B. den Glatzkopf des Dirigenten Arturo Toscanini, der zuerst mit den Faschisten sympathisierte, sich aber später von der faschistischen Ideologie lossagte. Geht man zur Terrasse hoch, trifft man auf die drei Köpfe der Partner der Lateranverträge: Papst Pius XI., Kardinal Gasparri und – oh Schreck – Mussolini. Heute zu Stein gewordene Peinlichkeiten, die man am liebsten entfernen würde. Innenraum: Wenig Licht findet man im Innenraum des Duomo – an sonnigen Tagen wird allein der Chor durch die wunderschönen Glasfenster beleuchtet. 52 Bündelpfeiler sind es übrigens, die die enorme Last des Dachgewölbes der Kathedrale zu tragen haben. Gleich rechts des Eingangs führt eine Treppe hinunter in die Vorgeschichte des Doms. Hier wurden während mehrern Jahre die Vorgängerkirche Santa Tecla (5.-12. Jh.) und das Baptisterium San Giovanni alle Fonti aus dem 4. Jh. ausgegraben. In der Taufkriche unter dem heutigen Domplatz wirkte der heilige Ambrosius. Die Innengestaltung des Duomo geht vor allem auf einen zurück: den manieristischen Künstler Pellegrino Tibaldi, den Carlo Borromeo (der erste Bischof Mailands) mit der Gestaltung der Fußbodenmosaike und zahlreicher Altäre beauftragte.Hauptwerk Tibaldis ist aber unbestritten der Hochaltar in der Chorkapelle. Auch die Krypta unter dem Chor entstand im Jahre 1606 nach seinen Plänen. Daneben führt eine kleine Treppe hinunter in die achteckige Totenkammer Carlo Borromeos. Der sittenstrenge, aber doch volsknahe Kardinal und Erzbischof liegt in einem Sarg aus Bergkristall, der ein Geschenk von Philipp IV. von Spanien sein soll. Gleich daneben leuchtet es in Gold und Silber. Im Domschatz findet man daneben aber auch Kostbares aus Elfenbein aus dem 4. bis zum 17. Jh. Eine weitere einzigartige Sehenswürdigkeit findet man mit dem Trivulzio-Kandelaber im nördlichen Querschiff. Der siebenarmige Bronzeleucher ist eine Kostbarkeit, über deren Entstehungszeit (13. oder 14. Jh.) noch heute heftig gestritten wird. Aus der ersten Bauphase des Duomos im 14. Jh. findet man übrigens nur noch ganz weniges. So etwa das Portal zur Südsakristei von Hans von Fernach erhalten, das allerdings besonders schön geschmückt ist.

Achtung: Beachten Sie, dass man nur in angemessener Kleidung Zutritt bekommt. D. h. Männer in langen Hosen, Frauen mit bedeckten Schultern, keine zu knappen Miniröcke. Außerdem ist auch das Fotografieren verboten, wovon allerdings kein Tourist etwas wissen will. Beachten Sie auch, dass ein Teil für Gläubige abgegrenzt wird (meist vorne) und dort Touristen nicht zugelassen werden.Domschatz: tägl. 9-12, 14.30-18 Uhr; Eintritt ca. 1,10 Euro.Ausgrabungen: tägl. 9.30-17.15, Mo geschlossen; Eintritt ca. 1,60 Euro.

Virgin Megastore

Der Ableger des großen Musikimperiums neben CDs auch Bücher, Videos, Zeitschriften und kleine Geschenkideen. Virgin Megastore hat gute Spezialangebote, ansonsten sind die Preise kaum tiefer als anderswo. Via Dogana, Tel. 02 88 00 11; täglich bis 24 Uhr geöffnet.

Geschrieben 22.04.2003, Geändert 22.04.2003, 3165 x gelesen.

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