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Rund um die Stazione Centrale

Von Samuel

Unbekanntes Milano, das doch alle kennen. Wer an der Stazione Centrale, dem Mailänder Hauptbahnhof, ankommt, wird sich mitten in einem Viertel mit alten Häusern befinden. Tagsüber sind außer am Bahnhof die großen Plätze leer und an den alten Mehrfamilienhäusern aus den Nachkriegszeit entlang der Bahngeleise hängt Wäsche auf dem Balkon. Auch hier gibt es so einiges zu entdecken, manchmal auch komisches. So z. B. das bis heute volkstümlich gebliebene Viertel Isola hinter dem Bahnhof Porta Garibaldi und einmal pro Woche einen richtigen italienischen Markt, an dem Touristen kaum anzutreffen sind. Hier können Sie z. B. schöne Schuhe zu billigsten Preisen einkaufen. Mit etwas Glück entdecken Sie noch die alten "latterie" (Milchgeschäfte), in denen noch die Alte gebückt um die Ecke schlurft, um die Kunden zu bedienen. Dieses Viertel wird übrigens bei jungen Mailändern immer beliebter, da hier das etwas andere Nachtleben stattfindet. Die Kneipen in der Gegend südlich des Hauptbahnhofs sind verraucht und absolut touristenfreie Zone. Milanesità, Mailänder Lebensart, pur kann man hier noch erleben.

Stazione Centrale

Die Mailänder Stazione Centrale liegt wie ein riesiger Koloss mitten in der Großstadt. Wo einst so legendäre Züge wie der Orientexpress losfuhren, halten heute die "pendolini" (Neigezüge der italienischen Staatsbahnen) unter dem riesigen Gewölbe aus Glas und Eisen.

Der Bau wurde vom Architekten Ulisse Stacchini formuliert. Da der Bahnhof den römischen Caracalla-Thermen nachgebaut wurde, wirkt er auch dementsprechend bombastisch. Milano Centrale (wie der Bahnhof im Fahrplan heißt) wurde als einer der größten Kopfbahnhöfe in Europa erbaut. Angereichert ist der Gigant aus Marmor und Stein mit einem spektakulären Glasüberdachung aus Eisen und Glas. Der Bahnhof wurde erst 1931 feritggestellt und hat so den ganz typischen Stempel der faschistischen Architektur. Der frühere Jugendstilbahnhof wurde übrigens als Kornspeicher in der Nähe von Vizzola Ticino (beim Flughafen Malpensa) wiederaufgebaut und dient heute als Hotel und Restaurant.

Wir haben einige Mailänder gefragt, ob sie mit dem Bahnhof zufrieden sind. Hier einige Meinungen: Ein älterer Herr meint beispielsweise, dass dieser Bau einfach dem Ankommenden zeigen wolle, zu was die Italiener bereit sind. Eine jüngere Dame meint, dass man in diesem Gebäude nachvollziehen könne, wie es einem als Ameise ergehe. Außerdem meint sie: "Questa costruzione non mi piace affatto!" ("Dieser Bau gefällt mir überhaupt nicht!") - So unterschiedlich können Meinungen sein.

Pirellone

Manhattans Skyline stand schon lange, als man in Milano das alte Gebot brach und ein höheres Gebäude als die goldene Madonna auf dem Domdach baute. Am besten gelungen ist dies beim Pirellone, dem riesigen Wolkenkratzer der Familie Pirelli, auf der Piazza Duca d'Aosta. Erbaut wurde der "grattacielo" (Wolkenkratzer) vom Architekten Giò Ponti, seit 1978 ist der Sitz der lombardischen Regierung. Angst brauch nach dem 11. September 2001 aus, als zwei Flugzeuge in New York in die Zwillingstürme rasten. Ähnliches geschah mit Frühjahr 2002 in Milano, als ein Kleinflugzeug in den Turm prallte und mit dem Piloten drei Todesopfer forderte. In der lombardischen Metropole dachte man damals natürlich sofort an einen Terroranschlag, doch es war (wie sich nach einem Jahr herausstellte) höchst wahrscheinlich ein Fehler des Piloten Luigi Fasulo, der in seinem Handbuch auf dem Boden des Flugzeugs las.

Gleich neben dem Pirellone steht das Nobelhotel Excelsior Hotel Gallia, das zu den teuersten und besten weltweit zählt.

Isola

Nur wenige Viertel in der Innenstadt konnten der Grundstückspekulationen entkommen. Vielerorts wurde die in Milano vielfach praktizierte Methode der Umwandlung von Wohn- in Büroraum oder der Luxussanierung, die viele Leute in die Anonymität der Vorstädte vertrieb. "Quartieri dormitori", Schlafviertel, nennt man sie im Italienischen, da die Leute in den am "tangenziale" massenhaft stehenden Hochhäuser wirklich nur schlafen. Doch in der Isola trotzte man dem und das Viertel gleich hinter der Stazione Porta Garibaldi rund um die Via De Castilla ist heute noch sehr lebhaft. Über die Balkone werden hier ein paar Neuigkeiten ausgetauscht und man wehrt sich gegenseitig gegen die Profitgier der Hausbesitzer. Für ihren Kampfgeist waren die Leute aus der Insel (so die Übersetzung) schon immer bekannt: Besonders als 1889 Unruhen ausbrachen, einerseits wegen der überhöhten Brotpreise und andererseits wegen der österreichischen Monarchie, die damals in Milano herrschte. Hier wurde die erste Sektion der sozialistischen Partei gegründet, hier kamen aber auch die Widerstandtskämpfer gegen den Faschismus zusammen. Außerdem wurden in der Isola die meisten zum Abbruch bestimmten Häuser besetzt.

Stazione die Porta Garibaldi

Am zweitgrößten Mailänder Bahnhof fahren Züge Richtung Lago Maggiore und Varese los. Das Hochhaus mit dem Verwaltungsgebäude wurde von der Architektin Laura Lazzari als wichtigstes Gebäude der Postmoderne in Milano errichtet. Beim Bahnhof befindet sich eine kleine Grünfläche, daneben rauschen die Wagen und Straßenbahnen aber im raschen Tempo vorbei. Man sollte auf jeden Fall die Fußgängermapeln benutzen, wenn man hier die Straße überqueren möchte.

Cimitero Monumentale

Als nach der Einigung Italiens und dem stürmischen Beginn der Industrialisierung in Milano ein rasch wachsendes Bürgertum sich in der lombardischen Metropole ansiedelte, kam man auf eine Idee, die später oft als unsozial beschimpft wurde: Man baute auf der einen Seite den Cimitero Monumentale für die Reichen, die sich eine solch verewigende Grabstätte leisten konnten, und den Cimitero Maggiore, der für die gewöhnlichen Bürger gedacht war.

Der "cimitero" (Friedhof) avanciert heute als großes Freilichtmuseum für Skulpturen und ist vor allem eine Touristenattraktion, die man an einem warmen Frühjahrs- oder Herbstnachmittag beim Sonnen auf einer Parkbank genießen kann. Hier findet der reiche Geschäftsmann die Gräber seiner Vorfahren, die einst das Unternehmen gründeten, das er heute führt. Der Kulturfreund und Kunstinteressierte findet jede Form, welche die Skulpturkunst damals kannte.

Tipp: Am Eingang ist eine Karte, auf der alle Gräber verzeichnet sind, erhältlich.

Tipps zu Nightlife und Shopping

Alcatraz: Die neue "discoteca" in einer ehemaligen Fabrik ist einfach das Highlight momentan im Mailänder Nachtleben. Hier wird meist nur zu Charts abgetanzt, manchmal spielen aber auch hochkarätige ausländische Bands (z. B. Linkin Park) und die Fans reisen aus halb Europa an. Man tut gut daran, die Karten für Konzerte im Vorverkauf zu erstehen. Via Valtellina 21, Tel. 02 69 01 63 91. Öffnungszeiten: 23-3 Uhr.

Zelig: Das renommierte Mailänder Kabarett ist der Ort, wo Lachtiraden entstehen. Sprachkundige sollten unbedingt einen Besuch hier einplanen, ansonsten gibt es als Trostpflaster auf Canale 5 die gleichnamige Fernsehsendung mit ähnlichen Gags. Viale Monza 140, Tel. 02 27 00 13 93. Öffnungszeiten: Di-So 20.30-2 Uhr, Mo geschl. Anfahrt: Am besten mit der "linea rossa" der U-Bahn Richtung Sesto F.S. bis Station Turro.

Panificio Vailanti: Im Geschäft trifft man garantiert nur Einheimische, die wissen, dass es hier einer der besten "panettone" in ganz Milano gibt. Obwohl nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt, kennt kein Tourist den Laden mitten im Viertel der "kleinen Leute". Falls Sie von Angestellten bedient werden, ist dies übrigens der Chefin nie genug gut: Alles wird von ihr nochmals kontrolliert, bevor abgerechnet wird. Aus unserer Sicht: Absolut empfehlenswert! Via Settala (Kreuzung Via Vitruvio).

Rufus Calzature: Absolut ein Paradies für superbillige Schuhe! Ein Besuch lohnt durchaus, da auch Designer-Schuhe verkauft werden, die in den teuren Shops nicht weggekommen sind; daneben auch Sondergrößen. Donnerstags kommen übrigens immer die neuen Stücke zum Verkauf an. Der Laden mit der Wühltischatrmosphäre passt übrigens perfekt in die Straße. Via Vitruvio 35, am Montagmorgen geschlossen, tägl. Mittagspause bis um 15.30 Uhr.

Granmarket: Einen typischeren Lebensmittelladen werden Sie in Milano garantiert nicht finden, auch wenn das Angebot nicht gerade arg interessant ist. Aber immerhin: Wenn Sie Volkstümlichkeit pur erleben möchten, gehen Sie hin und kaufen Sie sich z. B. einen Imbiss. Via Vitruvio 32.

Mercato di Via Benedetto Marcello: Di vormittags findet in der Nähe des Hauptbahnhofs (Via B. Marcello) ein interessanter Markt statt, bei dem man mit Mailändern alleine ist. Neben Lebensmittel kann man auch in Sachen Kleidung und Schuhen so manch Schnäppchen machen.

Geschrieben 24.04.2003, Geändert 24.04.2003, 3644 x gelesen.

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