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Orvieto - von außen und innen betrachtet!

Von aptera

Wer sich auf der "autostrada" Orvieto nähert, nimmt die Kulisse einer mittelalterlichen Stadt wahr. Die Kulissenarbeiter sind mit den Aufbauten offensichtlich noch nicht fertig, denn an der steil aufsteigenden Wand des Berges aus Tuffstein sind noch immer die Gerüste montiert.

Nichts davon entspricht der Realität: Die Stadt ist echt, die Gerüste halten den Berg zusammen und verhindern das Bröckeln des weichen Gesteins. Rings um den Berg dehnen sich Felder und Weinberge, in der Talsenke fließt die (oder der) Paglia. Die Idylle ist vollkommen!

Geschäftig schnurrt das Auto den Berg hinauf, drängelt sich durch die immer schmaler werdenden Straßen der Stadt: nicht aufgeben, auch wenn der Anschein entsteht, dass man im nächsten Moment stecken bleiben wird. Obwohl, ein wenig Augenmass ist schon angebracht! Wenn man den Platz vor der Kathedrale von Orvieto erreicht hat, sind alle Fährnisse überstanden und die Welt ist wieder normal weitläufig.

Man traut seinen Augen nicht: die Kathedrale ist quergestreift! Grau-blau? Schwarz-weiß? Im gleißenden Sonnenlicht ist das nicht so genau zu bestimmen. Sicher ist der romanisch-gotische Bau das monumentalste Gebäude, aber die Stadt ist reich an historisch bedeutenden Bauten.

"Orvieto - zwischen Himmel und Erde hängend" – so heißt es im Stadtführer. Man kann es wörtlich nehmen, denn die Plätze, Gassen, Straßen und Bauten erheben sich auf trügerisch festem Grund. Orvieto sitzt auf "Luftblasen", Orvieto ist instabil. Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Berg ein Geheimnis preisgab: la citta’ sotteranea – die unterirdische Stadt.

In 3000 Jahren Besiedlung entstand in der Tiefe des Berges durch Menschenhand ein Ineinander, Nebeneinander und Übereinander von großen und kleinen Höhlen, verbunden durch enge Treppen und Gänge. Die ersten, die sich in den Berg eingruben, waren die Etrusker. Später wühlten sich die Einwohner der Stadt wie Maulwürfe ins weiche Gestein und bauten Pozzolan ab. Pozzolan – zerrieben und mit Wasser vermischt – ergab eine gute Grundlage für eine Art Zement. Es entstanden als Nebeneffekt wunderschöne, unterirdische Gewölbe mit Säulen. Gestein, das man stehen ließ, damit einem die Stadt nicht auf den Kopf fiel. Vermutlich stoppte vor Zeiten irgendein kluger Bürgermeister die einträgliche Wühltätigkeit. Jedenfalls aber blieben die Kavernen nach dem Abbau des Pozzolans nicht ungenutzt.

In zahllosen, kleinen Nistlöchern züchteten die Einwohner von Orvieto nun Tauben in den Höhlen. Die Kavernen waren ja bequemerweise direkt vom Haus aus zu erreichen, man musste im Erdgeschoss nur mal kurz senkrecht graben und schon saß man eine Etage tiefer. Einige der Höhlen unter Wohnhäusern dienen noch heute als Keller. Natürlich sind inzwischen "alle Tauben verflogen"! Die Kavernen – jedenfalls ein kleiner Teil der Gesamtheit – sind für Besichtigungen zugängig.

Es spukt sogar in den Höhlen! Kein Wunder. Dort, wo die Gänge senkrecht zum Berghang verlaufen, öffnen sich panoramaartig natürliche "Fenster", die das Tageslicht hereinlassen. Zwar sind sie aus Sicherheitsgründen mit einem Gitter versehen, aber für Tiere ist das kein Hindernis. Fledermäuse, Vögel, Schlangen.

Übrigens wird noch heute in bescheidenem Umfang Pozzolan "abgebaut". Jeder Besucher darf sich – so er will – einige Bröckchen davon als Erinnerung an "Orvieto Underground" mitnehmen. Pozzolan liegt dort frei herum!

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Orvieto - die mittelalterliche Stadt

Geschrieben 19.09.2003, Geändert 19.09.2003, 1236 x gelesen.

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